Ex-Berater: "Theresa May würde Misstrauensvotum überstehen"

Großbritanniens Premierministerin Theresa May
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Von Vincent McAviney und Leo Eder
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Im Interview mit euronews spricht Theresa Mays ehemaliger Berater Tom Swarbrick über die jüngsten Rücktritte von Davis und Johnson und ein mögliches Misstrauensvotum gegen die Premierministerin.

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Wieder einmal schwere Zeiten für die britische Premierministerin Theresa May. Gleich zwei ihrer Minister haben ihr Amt niedergelegt. Nach den Rücktritten von Außenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis sprach euronews-Korrespondent Vincent McAviney in London mit Mays ehemaligem Berater Tom Swarbrick.

euronews: "Wie mag Theresa May wohl auf diese Rücktritte reagiert haben?"

Swarbrick: "Ich denke, es war zu einem gewissen Grad unausweichlich. Es ging natürlich ziemlich schnell, ziemlich rabiat. Wenn ich an David Davis' Rücktritt denke... Er hat ja schon seit einiger Zeit seine Bedenken geäußert über die Art des Deals, der vorgeschlagen werden würde. Da dachte ich schon, dass es quasi unausweichlich sein würde, dass er sich entscheidet, sein Amt niederzulegen. Und all das kam, weil die Brexit-Befürworter sich entscheiden mussten. Theresa May schob ihnen die Entscheidung darüber zu, welche Art von Beziehung sie wollte, und es war an ihnen, zu bestimmen, was zu tun ist. Und leider hat sich Boris infolgedessen dazu entschieden, abzutreten. Ich glaube, das ist vielleicht weniger eine Prinzipentscheidung als bei David Davis, und sein Rücktrittsschreiben war auch ziemlich rabiat."

euronews: "Dieses Rücktrittsschreiben... Er ließ ein Photo davon machen, wie er es unterschreibt. Er sagte, Großbritannien würde zur Kolonie der EU werden und dass der Traum vom Brexit wegen Selbstzweifeln sterben würde. Er hätte harscher nicht sein können zu May, oder?"

Swarbrick: "Ja, das stimmt. Ich finde, es war sehr blumig, sehr wortreich. Es war die Art von Stil, die die Menschen an Boris Johnson mögen, aber es hat im Wesentlichen keinen anderen Weg vorgeschlagen, es hatte keinen Plan. Das Schreiben war in schöner Sprache, aber es hatte einfach keine Substanz. Ja, er ist sehr verärgert über die Richtung, die eingeschlagen wurde. Ja, er sagt seit einiger Zeit, dass er persönlich nicht mit der Richtung einverstanden ist, in die es geht. Aber bevor man keine Alternative anbieten kann, wird man einen glaubwürdigen Plan der Europäischen Union nicht vorlegen können."

euronews: "Und Theresa May hat Dominic Raab jetzt zum neuen Brexit-Minister ernannt. Er ist einer der Favoriten der Hinterbänkler-Brexit-Befürworter. Jeremy Hunt wurde zum Außenminister befördert. Es gab gestern sowas wie ein Ultimatum: Entweder du änderst deinen Brexit-Plan oder wir werden ein Misstrauensvotum gegen dich durchführen. Was denkst du, wie sicher ist die Premierministerin jetzt?"

Swarbrick: "Schwierig. Wenn Boris Johnson in den nächsten 24 oder 48 Stunden eine Führungskampagne starten wollte, bin ich mir sicher, dass er genug Leute zusammentrommeln könnte , um ein Misstrauensvotum zu beantragen. Die Einschätzung der European Research Group unter Leitung von Jacob Rees Mogg ist, dass sie momentan ein Misstrauensvotum überstehen würde. Ihr Auftritt beim 1922-Komitee scheint für sie ganz gut gelaufen zu sein. Die nächsten 24 oder 48 Stunden sind natürlich trotzdem schwierig, aber ich glaube nicht, dass sie ein Misstrauensvotum zu diesem Zeitpunkt verlieren würde."

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