Öfter mal was Neues: Wein aus Belgien

Öfter mal was Neues: Wein aus Belgien
Von Stefan Grobe
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Klimawandel begünstigt Weinproduktion im Bier-dominierten Königreich

WERBUNG

Lust auf etwas Neues? Wie wär's mit Wein aus Belgien? Eigentlich eher für sein Bier bekannt, entwickelt sich das Land immer mehr zu einem ernsthaften Wein-Produzenten.

Die Zahl der Winzer stieg im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf 128.

Diese produzierten im gleichen Zeitraum knapp eine Million Liter.

"Noch vor fünf Jahren hatten wir in Belgien etwa 80 Hektar Weinberge, heute sind es 350 Hektar", sagt der Spirituosenhändler John Collijs. "Die Produktion hat sich also verfünffacht. Und es läuft wirklich gut."

Collijs vermutet, dass die Erderwärmung ein Teil der Erklärung für den Wein-Aufschwung in Belgien ist. Der Bilderbuch-Sommer dieses Jahres dürfte ein Übriges tun und Auswirkungen auf die Lese haben.

"Die Weinernte dürfte wahrscheinlich vorgezogen werden. Normalerweise beginnt sie nicht vor der zweiten Septemberhälfte, aber in diesem Jahre werden viele Winzer sie Anfang September beginnen."

Das Weingut Chenoy in der Nähe von Namur wurde vor 15 Jahren begründet.

Es besteht aus zehn Hektar Weinbergen, auf sieben davon werden rote Trauben angebaut. Damit ist Chenoy das größte Rotwein-Gebiet Belgiens.

Eigentümer Jean-Bernard Despatures stellt die Produktion seit zwei Jahren auf Bio-Wein um und arbeitet mit neuen Rebenarten.

Das Argument der Erderwärmung als treibende Kraft des belgischen Weins sieht er eher skeptisch.

"Ich traue diesem Argument nicht so ganz. Wir wissen nicht, ob es eine Erderwärmung ist. Ich spreche daher lieber vom Klimawandel. Alles wandelt sich, wir wissen nur noch nicht, in welche Richtung.

Ich habe auch ein wenig Sorge vor extremem Wetter. Bisher ist dieser Sommer wunderbar, und ganz Belgien freut sich. Das heisst aber nicht, dass wir vor Stürmen und Hagel geschützt sind.

Man sieht sehr wohl, wie sich das Klima verändert. Ob es aber in 30 Jahren immer noch so ist oder ganz anders - wer weiß."

Für Jean-Bernard Despatures hat der Aufschwung des belgischen Weins viele Gründe. Die Reben wurden reifer und die Winzer kennen sich im Metier immer besser aus.

"Man muss den richtigen Boden haben, das richtige Klima und natürlich das Knowhow. Und das kommt nur mit der Zeit. Es gibt eine Menge Theorie, aber das Meiste lernt man mit zunehmender Praxis.

So allmählich bekommen wir also eine wirkliche belgische Winzerbranche, die vor 20, 25 Jahren noch nicht existierte. Damals war ein Winzer allein auf weiter Flur."

Wein aus Belgien - noch wird er nicht importiert. Aber das kann ja noch kommen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

"Griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde" - doch was, wenn die immer wärmer wird?

Darf's ein Glas Blauer sein?

Exklusive Umfrage: mehr als 70 Prozent der Europäer wollen der Ukraine helfen