Frankreichs neues Anti-Anmache-Gesetz: Geldstrafe für Anstarren?

Frankreichs neues Anti-Anmache-Gesetz: Geldstrafe für Anstarren?
Von Anastassia GliadkovskayaAlexandra Leistner
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Frankreich überarbeitet seine Gesetze gegen sexuelle Belästigung. Auch verbale Belästigung auf der Straße soll strafbar werden und mit einer Geldstrafe belegt werden. Die Details des Gesetzes.

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Die französische Ministerin für Gleichstellung, Marlène Schiappa, hat ein Gesetz verabschiedet, das Geldbußen für sexuelle Belästigung auf der Straße und im öffentlichen Verkehr vorsieht.

Der neu eingeführte Abschnitt "sexistische Empörung" wird definiert als "sexuelles oder sexistisches Verhalten, das wegen seines erniedrigenden Charakters die Würde verletzt oder eine einschüchternde, feindliche oder beleidigende Situation schafft". 

Das Gesetz legt nicht fest, welche Art von Verhalten dies sein kann. Kritiker warfen daher die Frage auf, on auch Pfeifen und Anstarren als "erniedrigendes sexistisches Verhalten" eingestuft werden.

Die Ministerin hat diese Spekulationen nun zurückgewiesen und stattdessen alternative Beispiele gegeben für strafbares Verhalten.

"Es geht zum Beispiel darum, 40 Mal nach einer Telefonnummer gefragt zu werden, unangemessene Bemerkungen über ein Outfit zu hören. Eine Person, die einem absichtlich viel zu nahe kommt, oder einem zwei Kilometer lang folgt, und einen dadurch verunsichert", wie das Büro der Staatssekretärin für die Gleichstellung von Frauen und Männern gegenüber Euronews bestätigte.

Das Gesetz soll "die Belästigung von Millionen von Frauen täglich bestrafen, nicht die Blicke oder Komplimente."

Weil die Definition des Gesetztes zunächst missverstanden wurde, gab es in den sozialen Medien viel Spott. 

Die rechte Politikerin Nadine Morano schrieb: "Die Regierung ist nicht in der Lage, die Vollverschleierung zu verbieten, von denen es in unseren Nachbarschaften wimmelt, aber sie schmeißt sich stattdessen in die absolute Absurdität."

Sie antwortete damit auf den Post einer anderen Twitter-Userin, die den TV-Bildschirm während einer Sendung abfotografierte, in der das Gesetz diskutiert wurde.

Eine konservative Journalistin nannte das Gesetz "grotesk"

"Erst Rasen, dann Anstarren. Bekommen wir dann auch Detektoren, um das zu kontrollieren? Was kommt als nächstes? Zu heftiges Lächeln? So grotesk..." schrieb eine konservative Journalistin als Reaktion auf die von Medien als strafbar vorgestellten "durchdringenden Blicke" (regards appuyés).

Die Geldbußen für die tatsächlich strafbaren Handlungen sexueller Belästigung auf Frankreichs Straßen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln reichen von 90 bis 750 Euro.

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