Brasiliens prominentester Häftling: Lula will es noch mal wissen

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Von Sabine Sans mit dpa
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Der inhaftierte Ex-Präsident ist für die Wahl im Oktober registriert.

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Obwohl Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva hinter Gittern sitzt, hat ihn seine linke Arbeiterpartei (PT) als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im Oktober registriert. Rund 10.000 Anhänger unterstützten die Bewerbung mit einem Marsch durch die Hauptstadt Brasilia. PT-Vizekandidat Fernando Haddad:

"Ich wünschte, Lula wäre bei uns und würde erleben, wie wir uns auf den Sieg bei den Wahlen 2018 vorbereiten. Wir wissen, was in Brasilien geschieht. Wir wissen, dass Lula verleumdet wird. Wir wissen, dass der Prozess, der Lula von Beginn an aus dem Präsidentschaftswahlkampf auszuschließen suchte, ein Scheinprozess war. Ein Prozess, in dem kein Verbrechen nachgewiesen, geschweige denn ein einziger Beweis gegen Präsident Lula gefunden wurde."

Wegen Korruption sitzt Lula, der jegliches Fehlverhalten leugnet, seit April eine zwölfjährige Haftstrafe ab. Ein von ihm selbst eingebrachtes Gesetz verbietet die Bewerbung von Vorbestraften um öffentliche Ämter.

Mit 30 Prozent Zustimmung führt der "Präsident der Armen" die jüngsten Umfragen an. Unter einfachen Leuten genießt Lula noch immer großen Rückhalt. Er holte Millionen Brasilianer mit dem Programm "Fome Zero" (Null Hunger) aus der extremen Armut, stellte sich aber auch mit den Unternehmern gut.

Kandidaten für die Wahlen am 7. Oktober

Zweitplatzierter ist der ultrarechte Ex-Militär Jair Bolsonaro, der gegen Homosexuelle und Minderheiten hetzt und die Militärdiktatur (1964-1985) verherrlicht.

Ins Rennen geht auch die frühere Umweltministerin Marina Silva. Die evangelikale Christin aus einfachen Verhältnissen gilt vielen als Hoffnungsträgerin. Kommentatoren bezweifeln jedoch, dass die farbige Politikerin sich in einer Stichwahl gegen den Widerstand der mächtigen Eliten durchsetzen kann.

Insgesamt dürften sich im Oktober wohl 13 Kandidaten um das höchste Amt in dem riesigen Land bewerben.

Lula will es noch mal wissen

"Weil alle Umfragen zeigen, dass ich die Wahl im Oktober leicht gewinnen würde, versucht die extreme Rechte in Brasilien, mich aus dem Rennen zu nehmen", schrieb der Ex-Präsident zuletzt in der "New York Times". "Wenn sie mich schlagen wollen, sollen sie es bei den Wahlen tun."

"Wir werden wieder mehr in Bildung investieren und die Lehrer wertschätzen, einen großen Plan für die Gesundheitsversorgung vorlegen, Arbeitsplätze im Bauwesen schaffen und die Umwelt schützen, in der unsere Kinder leben", kündigte Brasiliens prominentester Häftling per Twitter an:

Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass der populäre Ex-Präsident (2003-2010) bei der Wahl Anfang Oktober antreten kann. Generalstaatsanwältin Raquel Dodge und eine Reihe rechter Politiker legten direkt nach Lulas Einschreibung Beschwerde gegen die Kandidatur ein. Das Oberste Wahlgericht muss bis zum 17. September eine Entscheidung treffen.

Brasilien in der Krise

Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas steckt in einer tiefen Krise: Fast die gesamte politische Klasse des Landes ist in Korruptionsskandale verwickelt. Nach einer schweren Rezession erholt sich die Wirtschaft nur langsam. Die Olympischen Spiele und die Fußballweltmeisterschaft sorgten nicht für den erhofften Aufschwung.

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