Der ehemalige Kanzlerkandidat besucht seinen Genossen, den ehemaligen brasilianischen Präsidenten, im Knast. In Deutschland freut das nicht jeden.
Der deutsche Ex-SPD-Chef Martin Schulz ist zu Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva gereist, um den linken Politiker im Gefängnis zu besuchen. In deutschen Diplomatenkreisen ist man besorgt, der Besuch könnte als Einmischung in Brasiliens Angelegenheiten verstanden werden.
Niemand könne ihm verbieten, einem Mann, den er seit vielen Jahren kenne, zu vertrauen, so Schulz bezugnehmend auf die Vorwürfe gegen da Silva. Auch die Vereinten Nationen hätten Fragen aufgeworfen, auf die die Regierung Brasiliens antworten müsse.
Der linke "Lula" sitzt wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis – ausgerechnet in einem, das er 2007 als Präsident selbst eröffnet hat. Er ist jedoch weiterhin sehr populär. Vor allem die ärmere Bevölkerung vergisst ihm nicht, dass er Programme zur Bekämpfung der Armut vorangetrieben hat. Von seiner Zelle aus führt da Silva Wahlkampf, um im Oktober wieder zum Präsidenten gewählt zu werden.
Die Reise von Martin Schulz wurde von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert. Die Stiftungen haben eigentlich in Wahlkampfzeiten ein "Distanzgebot". Schulz sieht aber keine Einmischung durch seinen Besuch, er mache ja keine Wahlkampfauftritte für die Partei von Lula.