USA schieben SS-Helfer nach Deutschland ab

Palij, US-Visum von 1949
Palij, US-Visum von 1949 Copyright US-Justizministerium
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Von Carolin Kuter mit dpa
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Einer der vermutlich letzten noch lebenden SS-Schergen ist von den USA nach Deutschland abgeschoben worden. Der 95-Jährige soll an der "Aktion Reinhardt" beteiligt gewesen sein.

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Die USA haben einen ehemaligen SS-Helfer nach Deutschland abgeschoben. "Um das Freiheitsversprechen zu wahren, das Holocaust-Opfern und ihren Familien gegeben wurde", habe Präsident Donald Trump die Abschiebung des heute 95-Jährigen zur Priorität gemacht, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit. Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge landete Jakiv Palij bereits in Düsseldorf. Anschließend sollte er laut Informationen der Zeitung per Krankentransport in ein Altenpflegeheim im Münsterland gebracht werden.

Die Auslieferung nach Deutschland sei durch intensive Verhandlungen mit der deutschen Regierung erreicht worden, wie das Weiße Haus laut Berichten von US-Medien mitteilte. Palij wurde nach Angaben des US-Justizministeriums in Polen, auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, geboren. 2001 habe er gestanden, dass er 1943 von der SS im Lager Trawniki ausgebildet worden sei.

Das nationalsozialistische Regime rekrutierte während des Russland-Feldzugs vor Ort Kriegsgefangene für die Vernichtung der Juden im besetzten Polen. Diese sogenannten "Trawniki-Männer" arbeiteten als Aufseher und Mordgehilfen in den Vernichtungslagern Bełżec, Sobibor und Treblinka. Palij sei im Rahmen seiner Tätigkeit für die SS an der "Aktion Reinhardt" beteiligt gewesen, so das US-Justiziminsterium weiter. Mit der "Aktion Reinhardt" wurden etwa 1,3 Millionen Menschen ermordet.

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SS-Rekruten in Trawniki 1942-43US-Justizministerium

Den Angaben zufolge wanderte Palij 1949 in die Vereinigten Staaten aus. 1957 erhielt er die Staatsbürgerschaft. Den Einwanderungsbehörden habe er erzählt, er habe bis 1944 auf dem Hof seines Vaters und in einer deutschen Fabrik gearbeitet. 2003 wurde ihm die US-Staatsbürgerschaft wieder aberkannt.

2004 beschloss ein Richter, dass er in die Ukraine, Polen oder Deutschland abgeschoben werden soll, damit ihm dort der Prozess gemacht werden kann. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird es aber zunächst keine neuen Ermittlungen in Deutschland geben. Das gegen den Mann geführte Verfahren wegen Beihilfe zum Mord sei Mitte 2016 aus Mangel an Beweisen von der Staatsanwaltschaft Würzburg eingestellt worden. Sollten sich keine neuen Beweise ergeben, bleibe der heute 95-Jährige ein "nicht mehr Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren in Deutschland", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Jens Rommel, am Dienstag in Ludwigsburg. Eine Einstellung solcher Verfahren sei aber "nichts für die Ewigkeit", sollten sich neue Beweise ergeben.

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