Wie Erdogans Regierung Rache an eigenen Offizieren nahm

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Von Stefan Grobe
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Ehemaliger türkischer NATO-Offizier erzählt, wie ihm eine Falle gestellt wurde, die ihn 16 Monate ins Gefängnis brachte. Heute geniesst er Asyl in Belgien.

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Nach dem versuchten Putsch in der Türkei vor zwei Jahren ging die Regierung gegen Hunderte türkische Offiziere vor - auch bei der NATO in Brüssel.

Einer von ihnen war Cafer Topkaya. Unter einem Vorwand wurde er damals nach Ankara beordert und prompt festgenommen.

Fast 16 Monate verbrachte er im Gefängnis, ehe er einen Hafturlaub zur Flucht nutzte.

Jetzt erzählte er Euronews seine Geschichte.

"Meine Kollegen im Büro warnten mich, mir werde eine Falle gestellt. Aber ich glaubte, mir könne nichts passieren, schließlich bin ich unschuldig. Als Offizier muss ich zudem Befehlen gehorchen."

Ein Fehler, wie sich herausstellte. Eine Anti-Terror-Einheit nahm ihn in Ankara fest.

"Ich wurde in eine Turnhalle gebracht, die nach dem Putschversuch in ein Gefängnis umfunktioniert wurde. Als ich kam, lagen Hunderte Gefangene nackt auf dem Boden. Es war der 13. Oktober. Es waren zumeist Offiziere, aber auch Regierungsbeamte, Journalisten, Politiker und Militärattachés, die wie ich aus ihren Auslandsstandorten zurückbeordert worden waren."

"Die Polizei war brutal. Sie schrien Drohungen und Schimpfwörter und verhielten sich unmenschlich. Einige Insassen waren gefoltert worden. Überall lagen blutige Bandagen herum. Die Matratzen, auf denen wir schliefen, waren voller Blut."

Nach zwölf Tagen wurde Topkaya in ein richtiges Gefängnis verlegt.

Er hatte große Schwierigkeiten, seine Familie zu verständigen.

"Neben meiner Zelle waren drei IS-Kämpfer. Wir konnten mit ihnen durch die Trennwand reden. Einer der Männer durfte seine Familie in Deutschland anrufen, ich durfte meine Familie in Brüssel nicht anrufen. Ich durfte nur einen Brief schreiben nach zwei Monaten im Gefängnis."

Nach seiner Flucht zurück nach Brüssel bat Topkaya um politisches Asyl - was bewilligt wurde.

Damit beschützt das NATO-Land Belgien den Bürger eines anderen NATO-Landes - der Türkei.

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