Intelligentes Carsharing: der "Straßenzug"

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Von Julian GOMEZ
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Kleine E-Fahrzeuge im Verbund sollen Verkehrsnetze verbessern.

Wissenschaftler eines europäischen Forschungsprojektes haben das "ESPRIT Project - Easily diStributed Personal RapId Transit" als Ergänzung zum Carsharing in Stadtzentren und Vororten entwickelt.

Der "Staßenzug" aus kleinen E-Flitzern soll Pendlern in der Nähe öffentlicher Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Das Kupplungssystem soll die räumliche Verteilung der Fahrzeuge effizienter gestalten bzw. Angebot und Nachfrage aufeinander abstimmen:

"Ein Servicemitarbeiter kann die Fahrzeuge dorthin bringen, wo sie gebraucht werden. Er kann bis zu sieben Autos dorthin schleppen, wo Pendler sie brauchen", erklärt CEA/ESPRIT-Projektmanager Valéry Cervantes.

Das Koppelprinzip ähnelt dem von Zügen. Am kniffligsten war es, herauszufinden, wie man Querschwingungen vermeidet. Das System verbindet Fahrzeuge elektromechanisch und erhöht so die Stabilität der Konvois und die Effizienz der Energieübertragung von einer einzigen Ladestation aus.

"Die Neuerung an diesem Kupplungssystem ist, dass sowohl Signale, d.h. Steuerungsbefehle zwischen den Fahrzeugen übertragen werden können, als auch ein Ladungsausgleich zwischen den Fahrzeugen erfolgen kann", sagt Markus Heinich, Fahrzeugtechniker bei der Firma Hörmann.

In Grenoble wurden Teile der Lenk-, Antriebs- und Bremseinrichtungen der Fahrzeuge getestet. Dabei wurde auch die Sicherheit des Konvois im Vorwärts- und Rückwärtsgang geprüft:

"Jedes Fahrzeug ist mit zwei Motoren ausgerüstet, jeweils hinten links und rechts. Das heißt, wenn acht Fahrzeuge aneinanderhängen, gibt es 16 Motoren zum Steuern. Dafür mussten wir sehr komplexe Führungs- und Managementsysteme entwickeln. Wir entwickelten verschiedene Algorithmen, die mehrere Parameter berücksichtigen, darunter die Masse der Fahrzeuge. Dann kam der komplette Konvoi auf diesen Prüfstand und schließlich wurde der ganze Zug auf der Straße getestet", so Elektroingenieur Julien Dauchy, CEA.

Informatiker mussten Modelle entwickeln, um die zukünftige Flottenverteilung, Nachfrage und Einnahmen vorherzusagen. Dabei wurden Parameter wie Entfernungen, Einwohnerzahl, Pendlergewohnheiten, Fahr- und Wartezeiten oder Kosten der Fahrzeugumverteilung berücksichtigt. Computerwissenschaftler Raffaele Bruno, CNR-Pisa sagt:

"Für den Aufbau dieser Ladeinfrastrukturen sind große Investitionen erforderlich. Deshalb muss man eine gute Strategie entwickeln, um zu entscheiden, wo diese Ladestationen installiert werden und wie groß sie sein sollen".

Die Batterien haben eine Reichweite von etwa 50 km. Die durchschnittliche Fahrzeit beträgt voraussichtlich nicht mehr als 10 Minuten:

"Das System soll das öffentliche Verkehrsnetz ergänzen. Dort wo die Menschen zögern, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, weil sie zu weit weg davon leben oder arbeiten. Wir wollen Pendlern eine neue Möglichkeit eröffnen, eher öffentliche Verkehrsmittel als ihr eigenes Auto zu benutzen, um Umweltverschmutzung, Staus und CO2-Emissionen zu reduzieren", so Valéry Cervantes.

Ein Fahrzeug kann eine Geschwindigkeit von bis zu 65 Stundenkilometern erreichen. Es gibt Pilotprojekte in Frankreich, Spanien und Großbritannien.

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