Courage-Projekt: Geschichte zum Anfassen

Mit Unterstützung von The European Commission
Courage-Projekt: Geschichte zum Anfassen
Von Julian GOMEZ
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Das Forschungsprojekt sammelt und erhält Materialien kultureller Opposition gegen kommunistische Regime in Mittel- und Osteuropa.

Courage ist ein internationaler Forschungsverbund, der sich mit kultureller Opposition in Ost- und Südosteuropa während der Zeit des Staatssozialismus beschäftigt. Ziel ist es, das kulturelle Erbe von Dissens im Sozialismus zu verstehen.

Euronews-Reporter Julián López Gómez: "Wir sind in einem Escape-Room in Ungarns Hauptstadt Budapest. Das Spiel hier ist Teil eines europäischen Forschungsprojekts, das die historische Widerstandskultur gegen die kommunistischen Regime in Mittel- und Osteuropa bewahren und fördern will. Wie und in welchem Umfang ist das möglich? Lassen Sie uns spielen, um das herauszufinden."

Ein Verbrechen wurde begangen, und die Spieler müssen in diesem Raum aus kommunistischer Zeit Hinweise finden. Die Möbel sind Vintage, den Spielern stehen historische Objekte wie Fotos, Dias oder verbotene Untergrundpublikationen zur Verfügung. Sobald das Spiel vorbei ist, sprechen sie mit einem Soziologen über ihre Eindrücke:

"Hier können die Spieler in die Vergangenheit eintauchen. Nicht nur in der Schule lernt man etwas über diese historische Epoche, hier hat man historische Dokumente in den Händen, sieht die Fotos und die heimlich kopierten und verbotenen Underground-Publikationen - das ist Geschichte zum Anfassen", sagt Szabina Kerényi, ungarisches Zentrum für Sozialwissenschaften.

Kulturelles Erbe bewahren in der Online-Datenbank

Filme, Fotos, Tonaufnahmen, Musik oder Poster - unzählige Materialien, die die kulturelle Opposition gegen kommunistische Regime dokumentieren, sind heute Teil einer riesigen Online-Datenbank. Sie kann mit Apps, Dokumentationen und Brettspielen erkundet werden. Ziel des Forschungsprojekts ist es, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und in in einem neuen Licht zu betrachten:

"Die Materialien zeigen, was in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren historisch wichtig war und wie die Herrschenden versuchten, das Volk zu unterdrücken, aber auch wie das Volk sich mithilfe der Kultur dagegen wehrte. Und dieses Zusammentreffen von Macht und Menschen auf kultureller Ebene hilft uns, diese historische Epoche zu verstehen", sagt Courage-Projektkoordinator Sándor Horvá´th, ungarische Akademie der Wissenschaften.

Das zur Online-Datenbank beitragende Archiv wurde 1979 gegründet. Es umfasst etwa 150.000 Dokumente, darunter Bücher, Lieder, oder Briefe von etwa 6000 Künstlern und Kunstinstitutionen - insgesamt rund 600 Laufmeter Regale:

"Wir haben früh damit begonnen, die Datenbank zusammen mit Forschern aufzubauen. Für mich ist es ein sehr wichtiges Projekt. Nicht nur, weil Archive wie wir darin repräsentiert werden können. Noch wichtiger ist, dass die Datenbank Sammlungen zeigt und zugänglich macht, die der Öffentlichkeit bisher völlig unbekannt waren", sagt Júlia Klaniczay, Gründerin und Direktorin von Artpool.

Big day for COURAGE! The project was selected as a featured project for EU's expo, the Open Day, and now all is set up waiting for the visitors! If you happen to be in Brussels come and play with our interactive games, digital and real! ??

Publiée par Courage - Connecting Collections sur Samedi 5 mai 2018

Sammeln und dokumentieren

Sammlungen wie die des ehemaligen Musikjournalisten Tamás. Er sammelte in den siebziger und achtziger Jahren rund 1000 Poster von Underground-Musikveranstaltungen:

"Donnerstags, freitags und samstags klebten die Veranstalter die Plakate in den Straßen und innerhalb kürzester Zeit waren sie wieder verschwunden. Es ging alles sehr schnell. Und da ich als Journalist in diese Underground-Szene involviert war, war auch das Sammeln der Poster wichtig, also fing ich damit an. Ich war gleichzeitig Sammler und Dokumentarist", Postersammler Tamás Szönyei.

Die Datenbank wird ständig mit neuem Material erweitert - darunter sind auch seltene Musikaufnahmen. Sie kann online eingesehen werden.

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