Die "Lustigen Weiber" in Berlin mit einer Prise deutschem Humor

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Von Katharina RabillonSabine Sans
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Otto Nicolais komisch-fantastische Oper in einer Neuinszenierung von David Bösch.

**Vom deutschen Komponisten Otto Nicolai ist nur diese Oper im Repertoire erhalten geblieben: "Die lustigen Weiber von Windsor". Die Musik komponierte Nicolai größtenteils in den Jahren 1845 bis 1849 während seiner Tätigkeit als erster Kapellmeister am Kärntnertortheater in Wien. Zuvor verbuchte er bereits große Erfolge mit einigen italienischen Opern, doch "Die Lustigen Weiber von Windsor" sollte sein Meisterwerk in deutscher Sprache werden.
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Nicolai wechselte am 1. März 1848 an das Königliche Opernhaus in Berlin. Kurz zuvor hatte König Friedrich Wilhelm IV. das Eingangsduett der „Lustigen Weiber" in einem Hofkonzert so gut gefallen, dass er die Aufführung der ganzen Oper anordnete. Aber kurz nach Nicolais Amtsantritt war in Berlin die Märzrevolution ausgebrochen: Rund um die Hofoper gab es Barrikaden, das Schloss wurde belagert. Nach wenigen Monaten hatte der König den Aufstand niedergeschlagen: Die Uraufführung von Nicolais Oper am 9. März 1849 war Teil der politischen Restauration. Zwei Monate später starb der Hofkapellmeister mit nur 38 Jahren an einem Gehirnschlag.

Mit einer Neuinterpretation des komisch-phantastischen Werkes  von David Bösch hat jetzt die Staatsoper Unter den Linden ihre Saisoneröffnungspremiere gefeiert: Eine mitreißende Komödie über Untreue und Misstrauen - frei nach Shakespeare - aber mit einer Prise deutschem Humor.

Daniel Barenboim dirigiert die stimmungsvolle Partitur: "Es gehört zur DNA von diesem Land. Es ist deutscher Humor pur", so der Generalmusikdirektor.

Der selbstgefällige Schürzenjäger Sir John Falstaff - launig interpretiert von René Pape, der sagt: "Ja, es gibt den deutschen Humor. Es ist zwar shakespearesque, sagen wir mal so. Aber wir sind durchaus auch lustige Menschen. Das merkt man auch an der Komposition von Nikolai. Er hat viele Zitate aus anderen Werken mit eingeflochten. Aber er hat auch vieles mit einem Augenzwinkern komponiert."

Uraufführung vor 170 Jahren

Der deutsche Komponist höchstpersönlich dirigierte die Uraufführung vor 170 Jahren, hier an der damaligen Königlichen Hofoper.

Nicolai ist natürlich eine sehr wichtige Persönlichkeit gewesen, er war in Deutschland geboren, aber er hat viel in Wien gearbeitet und er hat die Wiener Philharmoniker gegründet", erklärt Daniel Barenboim. 

Wie Verdis "Falstaff" basiert Otto Nicolais Oper auf der Geschichte des "fetten Ritters", der seine besten Tage schon hinter sich hat. Die Frauen, die er erobern will, führen ihn an der Nase herum. Falstaff wird zum Gespött des Dorfes Windsor.

"Es ist sozusagen auf der einen Seite diese bürgerliche Idylle von den Weibern von Windsor, die sich die Zeit totschlagen und die sozusagen ein Spiel beginnen ein Spiel mit jemandem der ganz anders ist", erklärt Regisseur David Bösch. "Und das ist eben die zweite Welt, der Falstaff, der sich beschlossen hat sein Leben anders zu verbringen, eben nicht bürgerlich."

René Pape meint: _"Das gefällt mir einfach an diesem Typen, der auf der einen Seite plump ist, aber auf der anderen Seite ist er auch ein liebenswerter, bemitleidenswerte Trottel. Ich versuche ihn auch ein bisschen darzustellen, dass er sich auch manchmal selber hinterfragt."
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Eine komisch-fantastische Oper

Otto Nicolai nannte sein Werk eine komisch-fantastische Oper: "Das Fantastische ist dieser Mondchor am Ende des dritten Aktes und die Elfen und die Moskitos und Fliegen und Mücken, das ist ja dann eher schon ein bisschen märchenhaft, feenhaft", so der Opernsänger.

David Bösch erklärt: _"Das ist auch der Versuch im dritten Akt, dass da die Welten sich plötzlich auflösen. Der Pool bleibt da, aber plötzlich steht er in einer leeren Landschaft und die Welten sind beieinander - e_s _wird eine fantastische Welt."
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Journalist • Katharina Rabillon

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