Droht eine neue Ölkrise?

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Von su mit dpa
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Seit der gezielten Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Raketenangriff steigen die Ölpreise. Die Krise in der Region verstärkt die Sorge der Anleger am Ölmarkt vor Lieferengpässen

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Seit der gezielten Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Raketenangriff steigen die Ölpreise. Die Krise in der Region verstärkt die Sorge der Anleger am Ölmarkt vor
Lieferengpässen. Der Iran will Rache an den USA nehmen und auch der Irak geht auf Konfrontationskurs zu den USA. US-Präsident Donald Trump hat darauf mit Drohungen reagiert.

Ein Brennpunkt: Die Meerenge von Hormus zwischen dem Iran und den Golfstaaten.

Ein Wochenende der Drohungen zwischen Washington und Teheran nährte Ängste um die weltweite Ölversorgung, die Ölpreise stiegen um mehr als 3%.

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Nach US-Schätzungen (US Energy Information Administration) kamen 2018 etwa 21% des Öls weltweit durch die Straße von Hormus (2004; 25 Prozent des Weltölverbrauchs, 2013; 40 Prozent des Weltölverbrauchs, Wikipedia) – ein enormer Hebel für eine potenzielle Ölkrise.

Analysten zufolge könnte der Iran versuchen, als Vergeltung die Schifffahrt am Persischen Golf zu stören.

© AP, AFP

Rohstoffanalyst Edward Bell, Emirates NBD, Dubai:

"Wenn die aus dieser Region kommenden Rohölströme unterbrochen würden, würde dies zwangsläufig einen erheblichen Aufwärtsdruck auf die Preise ausüben."

Saudi-Arabien, der Irak, Kuwait, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar exportieren ihr Öl ganz oder teilweise durch die Wasserstraße. Einige Produzenten haben Lieferwege, die die Meerenge umgehen, aber eine Blockade könnten sie nicht ausgleichen.

Rohstoffanalyst Edward Bell:

"Die Länder der Region haben in alternative Möglichkeiten investiert, Rohöl in den Rest der Welt zu transportieren. Saudi-Arabien könnte auf das Rote Meer ausweichen. Die VAE können auch über Fujairah exportieren, das liegt am Ausgang der Meerenge von Hormus. Die Kapazität ist nicht die der Häfen am Golf selbst, aber es gibt die Möglichkeit, Rohöl auf die internationalen Märkte zu bringen, wenn es zu einer längeren Störung kommt."

Und bei ernsthaften Ausfällen oder Engpässen könnten die USA mit Schieferöl in die Bresche springen – die Produktion boomt in letzter Zeit.

"HIGH NOON" AN DER STRASSE VON HORMUS?

Die Straße von Hormus ist eine an der schmalsten Stelle zwischen den gegenüberliegenden Festlandsküsten 30 Seemeilen (55 Kilometer) breite Meerenge, die den Persischen Golf im Westen mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean im Osten verbindet. Zwischen den Inseln Larak (Iran) und Great Quoin, Salāma (Oman) misst die engste Stelle nur 37,9 km = 20,46 Seemeilen.

Seit 1971 streiten der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate um Abu Musa und die Tunb-Inseln, denen bei der Kontrolle der Straße von Hormus besondere strategische Bedeutung zukommt und die der Iran besetzt hat.

Im Zusammenhang mit dem 2006/2007 drohenden US-Angriff auf den Iran wegen dessen Atomprogramms befürchtete die US-Regierung nach Berichten die Schließung der Straße mittels Marschflugkörpern. Anfang 2007 waren US-Flugzeugträger und Minenräum-Begleiter in der Nähe der Meerenge positioniert.

Im Streit um das Atomprogramm drohte der Erste Vizepräsident Irans, Mohammad Reza Rahimi, Ende Dezember 2011 für den Fall der Verhängung eines Ölembargos gegen den Iran mit der Sperrung der Straße von Hormus (Islamic Republic News Agency, IRNA).

su mit dpa

© AP, AFP
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