State of the Union: Kontaktbeschränkungen bis 2022?

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Copyright Manu Fernandez/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Stefan Grobe
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In unserem europäischen Wochenrückblick gibt es ein Interview mit dem Katastrophenforscher David Anderson, der eine beunruhigende Prognose macht...

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Trotz der Lockerung einiger Maßnahmen sind wir noch meilenweit vom Eindruck einer Normalität entfernt.

Experten sagen uns, dass die Dinge schnell wieder außer Kontrolle geraten können.

Einer von ihnen ist David Alexander, Professor für Risiko- und Katastrophenforschung am University College London.

Euronews: Professor Alexander, sie beschäftigen sich seit vier Jahrzehnten mit Katastrophen und lehren derzeit Desastermanagement und Notfallplanung. Wie bewerten Sie das Handeln der Regierungen in Europa bisher?

Alexander: Nicht besonders gut zu Beginn, aber dann ist es besser geworden.

Bei der Notfallplanung und im Katastrophenmanagement gibt es drei Elemente. Es gibt Pläne, Prozeduren und Improvisation.

Die Pläne bestimmen dabei die Prozeduren.

Wir müssen stets vorausschauend handeln, damit wir rechtzeitig planen können und übertriebene Improvisation vermeiden.

Improvisation lässt sich nicht verhindern, aber wenn sie Überhand nimmt, ist das eine Form der Vernachlässigung.

Was wir am Anfang der Krise gesehen haben, war eine chaotische Improvisation, obwohl wir eine lange Periode hatte, in der Epidemie-Planung auf der politischen Liste ganz oben stand, etwa von 2007 bis 2014.

In vielen Ländern bliebe diese Planung ganz oben, aber manchmal gibt es eine riesige Kluft zwischen Planung und Umsetzung.

Euronews: Regierungen wurden regelmäßig vor Epidemien gewarnt. Dennoch wurde sie überrascht. Warum waren sie nicht besser vorbereitet?

Anderson: Ich denke wegen des kurzzeiltichen Denkens, das in Regierungen vorherrscht.

Es ist eben möglich ist, dass man spekulieren kann, dass ein bestimmtes Ereignis während einer bestimmten Regierungszeit nicht eintreffen wird. Und wenn es dann doch passiert, bricht Chaos aus, wie wir gesehen haben.

Euronews: Wie geht es nun weiter, werden die Dinge erst schlechter, bevor sie besser werden?

Anderson: Es gibt ein ernstes Risiko einer zweiten Ansteckungswelle. Die schwere Influenza 1918 bis 1920 dauerte in Europa 14 Monate, wobei die zweite Welle wesentlich tötlicher war als die erste.

Während wir hoffen, dass das heute nicht geschieht, hoffen wir zugleich, dass uns moderne Medizin und moderne Methoden helfen.

Andererseits haben wir heute größere Bevölkerungen und eine engere gesellschaftliche Vernetzung, die uns verletzbarer machen als damals .

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Es gibt das Risiko, dass die Beschränkungen zu früh aufgehoben werden. Wir sollten es daher nicht tun. Aber ich fürchte, dass wir noch eine lange Zeit mit solchen Maßnahmen leben werden, möglichweise bis 2022.

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