Warnung vor der zweiten Welle - nicht ob, sondern wann ist die Frage

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Von Stefan Groberas
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Niedrigere Infektionsraten im Sommer könnten eine trügerische Sorglosigkeit einkehren lassen, was Distanz- und Hygienevorschriften angeht. Für das Paul-Ehrlich-Institut sind eine zweite Welle und neue Einschränkungen keine Frage des ob, sondern des wann.

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Europa beginnt, die Maßnahmen zu lockern, die die Verbreitung des Coronavirus verlangsamen sollen. Zugleich besteht große Sorge vor einer zweiten Welle, mit der nach dem Sommer gerechnet wird.

Niedrigere Infektionsraten und ein warmer Sommer könnten eine trügerische Ruhe einkehren lassen – und den gefühlten Druck mindern, die Distanz- und Hygienevorschriften weiter einzuhalten.

Experten sind sich aber aufgrund der Erfahrungen mit Pandemien - mehr oder weniger - sicher dass eine solche zweite Welle kommt. Grund genug für Brüssel, die Regierungen daran zu erinnern, was auf dem Spiel steht.

Die Mitgliedsstaaten sollten sich auf zweite Infektionswellen vorbereiten, indem sie alles tun,um bestehenden Überwachungssysteme zu verbessern. Die Kommission ist weiter entschlossen, mit der Agentur für Prävention und Kontrolle von Krankheiten sicherzustellen, dass es eine Risikokommunikation gibt. Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Bürger verstehen, dass neue Wellen auftreten können, selbst wenn eine erste Welle erfolgreich bewältigt wird.
Stefan de Keersmaecker
Sprecher der europäischen Kommission

Brüssel fordert die Mitgliedstaaten auf, die Beschränkungen nur schrittweise und vorsichtig aufzuheben – unter Berücksichtigung der epidemiologischen Daten jedes Landes. Einige Europaabgeordnete meine, die EU solle in Zukunft mehr Kompetenzen im Gesundheitsbereich haben.

Wichtig ist, dass jeder Mitgliedsstaat jetzt auf eine zweite Welle vorbereitet ist, wenn sie denn kommt. Ich glaube und sehe, dass sie sich vorbereiten. Die Corona-Krise hat die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten in der Gesundheitspolitik deutlich gemacht. Wir brauchen eine Diskussion über mehr Kompetenzen auf EU-Ebene, um die Pandemie weiter in den Griff zu bekommen.
Jytte Guteland
Schwedische Parlamentsabgeordnete

In Deutschland wurde eine Grenze von 50 Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner festgelegt. Wird diese Rate örtlich überschritten, droht die lokale Wiedereinführung von Beschränkungen.

Warum kommt die zweite Welle?

  • Bei einer Pandemie wird ein Virus so lange Krankheiten hervorrufen, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Ohne einen Impfstoff werden die Infektionen nicht auf Null zurück gehen. Da nur wenige Menschen immunisiert sind, kann sich das Virus weiter ausbreiten.
  • Die Bedingungen für eine Infektion und eine Erkrankung sind im Herbst günstiger als im Sommer. UV-Licht und höhere Temperaturen könnten Viren abtöten und würden das Coronavirus vermutlich im Sommer etwas eindämmen. Im Herbst sind die Temperaturen günstiger für das Virus, ausserdem sind Menschen dann anfälliger für Krankheiten.
  • Rein unter epidemiologischen Gesichtspunkten betrachtet, müsste der strenge Lockdown noch bis zum Herbst durchgehalten werden, um eine zweite Welle zu verhindern, Dass aber werden weder Menschen noch Wirtschaft kaum durchhalten.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Institut ist überzeugt, jedes Land sollte genügend Intensiv- und Krankenhausbetten bereithalten:

Wir müssen auf jeden Fall Zeit gewinnen, um Therapien zu finden, und wir als Institut leisten viel wissenschaftliche Beratung in der Biomedizin und beschleunigen die Entwicklung von Impfstoffen, was natürlich für die öffentliche Gesundheit das ist, die uns langfristig am meisten hilft.
Dr. Klaus Cichutek
Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes PEI

Für das Paul-Ehrlich-Institut sind eine zweite Welle und neue Einschränkungen keine Frage des ob, sondern des wann.

"Die Regierungen müssen sich bewusst sein, alles hängt von der Infektionsrate ab, und ich schätze, bei einem starken Anstieg ist es das Beste, die Beschränkungen wieder einzusetzen. Auf lange Sicht gibt es noch keine Entspannung, es sei denn, das Virus verschwindet, aber das ist nicht zu erwarten. Oder wir haben sehr gute Therapien und Impfstoffe, aber das wird noch eine Weile dauern.
Dr. Klaus Cichutek
Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes
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