Szenen der Gewalt in Minsk, aber Oppositionsführerin darf mit ihrem Mann telefonieren

In Minsk an diesem Sonntag
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Von euronews mit dpa
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in Belarus gehen die Proteste gegen Präsident Lukaschenko weiter. Der Staatschef traf sich unterdessen im Untersuchungsgefängnis mit inhaftierten Oppositionellen.

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Zehntausende Menschen haben in Belarus erneut gegen Staatschef Alexander Lukaschenko demonstriert. Dabei kam es wieder zu Auseinandersetzungen mit der polizei. Gleich zu Beginn der Proteste prügelten Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Minsk auf Menschen ein und zerrten sie in Kleinbusse. Beobachter in Minsk sprachen von den heftigsten Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten seit Wochen.

Auf Bildern und Videos im Nachrichtenkanal Telegram war zu sehen, wieverletzte Demonstranten mit Verband um den Kopf auf der Straße saßen. Andere lagen von den vermummten Sicherheitskräften fixiert am Boden. In sozialen Netzwerken hieß es , das mobile Internet sei wieder zeitweise abgeschaltet worden. Die Behörden wollten damit verhindern, dass sich die Demonstranten zu Protestrouten verabreden. Zudem waren in Minsk mehrere U-Bahnstationen geschlossen, damit die Menschen nicht mehr ins Zentrum gelangen konnten. Auch eine zentrale Straßenkreuzung wurde abgesperrt. An den Straßenrändern standen Gefangenentransporter bereit, aber auch Militärfahrzeuge.

Lukaschenko trifft Oppositionelle - im Gefängnis

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August gehen die Menschen regelmäßig gegen Lukaschenko auf die Straße. Der 66-Jährige hatte 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit für sich reklamiert. Die EU erkennt das Wahlergebnis aber nicht an.

Die Opposition sieht dagegen Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin. Es war das mittlerweile neunte Protest-Wochenende in Folge.

AFP
Lukaschenko trifft inhaftierte Oppositionspolitiker im GefängnisAFP

Vor den Protesten hatte der umstrittene Präsident Oppositionelle im Gefängnis getroffen. Das Gespräch im Untersuchungsgefängnis des Geheimdienstes KGB habe viereinhalb Stunden gedauert, meldete der dem belarussischen Staatsfernsehen nahe stehende Telegram-Kanal "Pul Perwogo".

Über den Inhalt sei Schweigen vereinbart worden, hieß es. Thema sei eine mögliche Änderung der Verfassung gewesen, berichtete das oppositionelle Portal "Nexta".

Vertreter der Opposition kritisierten, dass es absurd sei, Gespräche am Runden Tisch im Gefängnis zu führen. Tichanowskaja wertete den Auftritt Lukaschenkos als Ergebnis des wachsenden gesellschaftlichen Drucks auf den Machthaber. Mit dem Treffen habe er zugegeben, dass es sich bei den Oppositionellen, die er vorher als Kriminelle bezeichnet habe, um politische Gefangene handele.

Prominentester oppositioneller Teilnehmer des Treffens war der Bankmanager und Politiker Viktor Babariko. Der 56-Jährige wollte bei der Präsidentenwahl gegen Lukaschenko antreten, landete jedoch im Gefängnis, bevor der Wahlkampf richtig losgehen konnte.

Tichanowskaja darf telefonieren

Die 38-jährige Tichanowskaja durfte zudem erstmals seit seiner Inhaftierung mit ihrem Ehemann, dem regierungskritischen Blogger Sergej Tichanowski, telefonieren. Auch Tichanowski wollte bei der Präsidentschaftswahl gegen Machthaber Alexander Lukaschenko antreten, das wurde ihm allerdings verwehrt. Es sei das erste Gespräch seit 134 Tagen gewesen, schrieb Tichanowskaja bei Telegram. Sie war an seiner Stelle bei der Wahl angetreten und hatte als einzige Oppositionelle eine Zulassung erhalten. Nach der Wahl flüchtete sie nach Litauen.

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