Müll aus Italien womöglich illegal nach Tunesien exportiert: Umweltminister muss gehen.
Einfuhr verboten - eigentlich
Der Hafen der tunesischen Stadt Sousse. 282 Container haben die Behörden hier vor einiger Zeit beschlagnahmt. Der Grund: In den Behältern befindet sich falsch deklarierter Müll aus Italien. Während auf den Papieren stand, es gehe um Kunststoffabfälle für das industrielle Recycling, handele es sich tatsächlich um Hausmüll. Einfuhr verboten.
Hamdi Chebaane ist Politiker der Partei Tunisie Verte und Experte für Müllverwertung. Er erklärt: "Der Müll, der sich aktuell in diesen Containern befindet, ist eingesammelter Hausmüll. Und gemäß der Verträge wird er als gefährlich eingestuft und darf nicht in Entwicklungsländer ausgeführt werden, wo er nicht entsprechend verarbeitet werden kann."
Möglicherweise illegale Geschäfte
Der Fall wirft ein Licht auf möglicherweise illegale Geschäfte mit ausländischem Abfall in dem nordafrikanischen Land.
Beshir Yahya gehört zum Führungsteam der Nationalen Agentur für Abfallrecycling. Er sagt: "Dieser Müll wurde an den offiziellen Stellen vorbei eingeführt. Weder wurde eine Vorabgenehmigung eingeholt, noch liegt eine Erlaubnis der Behörden vor, die für die Einfuhr von dieser Art von Abfall zuständig sind."
Importiert wurden die Container von der tunesischen Firma Soreplast. Sie gibt an, eine staatliche Genehmigung für das Recycling von Kunststoffabfällen zu haben.
Umweltminister muss gehen
Der Fall hatte nun offenbar auch innenpolitische Konsequenzen. Am Wochenende wurde Umweltminister Mustafa Aroui entlassen. Ein offizieller Grund wurde zwar nicht genannt. Die Agentur AFP berichtet aber unter Berufung auf Regierungskreise, er sei im Zusammenhang mit den Müllcontainern gefeuert worden.
Laut der Regierung sollten die Container im Juli wieder nach Italien zurückgeschickt werden. Sie lagern aber weiterhin in Sousse.