State of the Union: Wie es mit der Weltwirtschaft nach Covid weitergeht

State of the Union: Wie es mit der Weltwirtschaft nach Covid weitergeht
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Von Stefan Grobe
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Unser Wochenend-Magazin #StateoftheUnion mit diesen Themen: die internationale Gemeinschaft und der Bürgerkrieg in Syrien, der dritte Lockdown in Frankreich, Covid und die Weltwirtschaft - schließlich: Kunsteier zu Ostern aus Rom.

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Im März 2011, also vor mehr als zehn Jahren, begann der Bürgerkrieg in Syrien. Das ist fast die doppelte Dauer des Zweiten Weltkriegs - das heißt, dass für ein Kind oder jungen Teenager in Syrien die gesamte Lebenserfahrung aus Gewalt, Elend, Zerstörung und Tod besteht.

Bei der fünften Brüsseler Geberkonferenz für Syrien und seine Nachbarn diese Woche sagte die internationale Gemeinschaft 5,3 Milliarden Euro für 2021 zu – weniger als erwartet. 3,7 Milliarden kommen aus der EU.

Zudem wiederholte die Europäische Union ihre Unterstützung für eine umfassende politische Lösung ohne Einmischung von außen.

Die humanitäre Krise in Syrien hält unvermindert an, und die Covid-Infektionsrate wird auf das Zwei- oder Dreifache des Wertes von EU-Staaten geschätzt. Angesichts des Fehlens verlässlicher Zahlen ist das wahre Ausmaß vermutlich viel höher.

In Europa ist mittlerweile die Zahl der Neuerkrankungen in der sechsten Woche in Folge gestiegen. Und die Weltgesundheitsorganisation nannte das langsame Tempo der Impfkampagne "inakzeptabel". In Frankreich ist die Situation so außer Kontrolle geraten, dass die Regierung einen vollständigen nationalen Lockdown anordnete, zum dritten Mal seit Beginn der Pandemie.

Je länger die Pandemie dauert, desto länger wird auch die globale Wirtschaftskrise anhalten.

In dieser Woche fand in Washington die Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank statt, und die Konjunkturentwicklung stand ganz oben auf der Tagesordnung.

Dazu das folgende Interview mit IWF-Direktorin Kristalina Georgieva:

Euronews: Die Coronavirus-Krise hat zum schlimmsten Konjunktureinbruch zu Friedenszeiten in Europa und weltweit geführt. Menschen haben Jobs und Einkommen verloren, und Unternehmen kämpfen ums Überleben. Was ist ihre Botschaft an diese Menschen, wann können wir mit einer Wende rechnen?

Georgieva: Meine Botschaft ist: Die Weltwirtschaft steht wieder auf festerem Fundament. Der IWF wird seine Waschtumsprognose für dieses und das nächste Jahr anheben. Doch gibt es eine gefährliche wirtschaftliche Ungleichheit zwischen und innerhalb von Ländern. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, aus der Covidkrise zu kommen und in eine Zukunft zu investieren, die grüner, schlauer, wiederstandsfähiger und solidarischer ist.

Euronews: Sehen Sie andere Risiken, die den Weg zur Erholung schwieriger machen könnten?

Georgieva: Es gibt immer noch eine erhebliche Unsicherheit. Zum einen das Risiko, dass eine an sich gute Nachricht eine schlechte Nachricht werden könnte. Wenn nämlich die Weltwirtschaft wieder boomt und sich stärker als erwartet entwickelt, dann könnte das zu höheren Zinsen und schlechteren Finanzbedingungen führen. Das zweite Risiko, das wir beobachten müssen, ist der Umgang mit Schulden. Die Krise hat zu einem erheblichen Anstieg der öffentlichen Verschuldung geführt. Diese liegt weltweit derzeit bei durchschnittlich 100 Prozent der Wirtschaftsleistung. Wir müssen mittelfristig an eine Konsolidierung der Schulden denken, wenn dafür die Zeit gekommen ist. Aber noch nicht - noch müssen wir die Wirtschaft unterstützen.

Ezuronews: Sie waren Vize-Präsidentin der Juncker-Kommission. Wenn Sie die europäische Covid-Antwort betrachten, die massiven Hilfsprogramme, wo sollen nun die Prioritäten liegen?

Georgieva: Derzeit bleiben die wichtigsten Prioritäten zum einen die Impfungen zu beschleunigen und zum anderen sicherzustellen, dass die finanzielle Unterstützung nicht zu früh eingestellt wird. Und ich bin sehr erfreut, dass dies auch die Prioritäten der Regierungen und der Menschen in Europa sind. Unsere Daten zeigen zudem, dass der Einkommensverlust pro Kopf in den schwächeren Ländern drei Mal so hoch ausfällt wie in wirtschaftlich starken Ländern. Das darf die Europäische Union nicht zulassen, und ich würde erwarten, dass diesem Problem weitere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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