Doku über Cybergrooming: "Du bist wie alt? 12? Du siehst hübsch aus."

"Gefangen im Netz"
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Von Andrea Büring
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In "Gefangen im Netz" geben sich drei Über-18-Jährige im Internet als minderjährig aus. Was danach passiert, filmen die Regisseur:innen und schneiden es zu einer schockierenden Doko zusammen.

"Gefangen im Netz" ist ein schockierendes Filmexperiment über Cybergrooming. In der Doku geben sich drei sehr jung aussehende Frauen im Internet als 12-Jährige aus. Im Studio werden ihre Kinderzimmer nachgebaut. Dann gehen sie online...

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Ziel der tschechischen Regisseurin Barbora Chalupová und ihres Kollegen Vít Klusák ist zu zeigen, wie schnell und skrupellos Minderjährige im Internet belästigt werden. Zehn Tage filmten sie. In dieser Zeit wurden die angeblich 12-Jährigen von fast 2.500 Männern belästigt und traumatisiert. Die Kontakte leitete das Filmteam an die tschechische Polizei weiter.

"Pass auf, ich zeig dir was."

Die jungen Frauen sollten sich gleich zu Beginn als Zwölfjährige ausgeben und im Chatverlauf zurückhaltend reagieren, so die Vorgabe des Filmteams. Doch das hielt die Online-Täter nicht zurück: Sie verlangten Video Sex, wollten die Mädchen nackt sehen oder sie treffen und schickten Bilder von ihren Penissen. In manchen Fällen boten sie den vermeintlichen Mädchen Geld. 

Während des drei Jahre dauernden Projekts waren die Filmemacher regelmäßig mit Sexologen, Anwälten, Cybercrime-Experten und Telefonseelsorger:innen in Kontakt. 

"Uns schockierte besonders während des Drehs, dass wenn immer wir dachten, es könnte gar nicht schlimmer kommen, etwas noch Schlimmeres passierte", erinnert sich Klusak. _"Nach Kinderpornographie wurden Pronos mit Tieren geschickt. Danach folgten Drohungen und Erpressungen." _

"Hast du schon deine Tage?"

Viele Männer wollten die jungen Frauen in Cafés treffen - Zusammenkünfte, die von versteckten Kameras und Sicherheitskräften überwacht wurden. 

Einmal sei ein Mann in Begleitung einer Frau erschienen, erinnert sich Chalupová. "Die Frau fragt das Mädchen, ob es schon ihre Tage habe und noch Jungfrau sei. Dann bot sie ihr einen Gruppensex an."

Eine enorme psychologische Belastung für die Schauspielerinnen. Anezka Pithartova sagte, sie bereue nicht, bei der Doku mitgemacht zu haben, aber sie musste im Anschluss in Therapie gehen. 

"Mit einigen Situationen, die mir früher nichts ausmachten, habe ich auf einmal Probleme. Wenn mich zum Beispiel jemand zu lange ansieht oder zu direkt anmacht", sagt die 22-Jährige.

"Gefangen im Netz" kommt am 24. Juni in deutsche Kinos und ist ab dem 27. Juni auf der Homepage erhältlich.

Weitere Quellen • Gefangen im Netz, dw

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