Inflation außer Kontrolle? Kritik an EZB nach historischem Zinsschritt

EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde Copyright Michael Probst/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
Von Euronews mit AFP, AP
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Die Entscheidung der EZB für höhere Zinsen komme zu spät, meinen Experten. Da ist die Rede vom drohenden "Crash" und vom "Pakt mit dem Teufel".

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Im Handelsblatt ist nach der Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank vom drohenden "Crash" die Rede. Im FAZ-Kommentar heißt es, die Entscheidung sei richtig, komme aber zu spät.

Der SPIEGEL sieht gar einen möglichen "Pakt mit dem Teufel". Damit spielen die Experten aus Deutschland vor allem darauf an, dass sich die Notenbank bereit erklärt hat, zur Not unbegrenzt Anleihen einzelner Länder - wie beispielsweise Italien - zu kaufen. Und der Hinweis auf den Teufel bezieht sich auf die erstarkende extreme Rechte, nachdem Ex-EZB-Chef Mario Draghi seine Regierungskoalition nicht retten konnte.

Die Europäische Zentralbank hatte an diesem Donnerstaq in einem historischen Schritt die Leitzinsen um 0,5 Prozent erhöht. Begründet wird der Richtungswechsel nach 11 Jahren Niedrigzinspolitik mit der Rekord-Inflation in der Eurozone.

Die Präsidentin Christine Lagarde gestand ein, dass die Inflation viel höher sei als von der EZB geplant.

"Die Inflation ist nach wie vor unerwünscht hoch und wird voraussichtlich einige Zeit über unserem Zielwert liegen. Die jüngsten Daten deuten auf eine Verlangsamung des Wachstums in der zweiten Hälfte des Jahres '22 und darüber hinaus. Gleichzeitig wird diese Abschwächung durch unterstützende Faktoren abgefedert. Der EZB-Rat hat daher beschlossen, die Leitzinsen der EZB anzuheben, und das Instrument zur Absicherung der Transmission ("Transmission Protection Instrument" (TPI)) genehmigt."

Dieses Instrument wurde geschaffen, um einzelne Mitgliedsländer vor möglichen Schocks durch EZB-Zinsmaßnahmen zu schützen. Ein Problem, das die Eurozone in der Vergangenheit erschüttert hat.

Dazu sagte Lagarde: "Während wir die Normalisierung der Geldpolitik fortsetzen, wird das Transmission Protection Instrument sicherstellen, dass unser geldpolitischer Kurs reibungslos auf alle Länder des Euroraums übertragen wird. Die Einheitlichkeit unserer Geldpolitik ist eine Voraussetzung dafür, dass die EZB ihr Preisstabilitätsmandat erfüllen kann."

Das Ziel der EZB ist es, die Inflation wieder auf 2 Prozent zu bringen, ohne die Eurozone in eine Rezession zu stürzen. Es ist eine heikle Gratwanderung - und weitere Zinserhöhungen in den kommenden Monaten sind nicht ausgeschlossen..

Weitere Quellen • SPIEGEL, FAZ, Handelsblatt

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