"Mykolajiw ist der Horror" - Was Menschen in der Südukraine erleben

Ein zerstörtes Haus in Mykolajiw, im Süden der Ukraine.
Ein zerstörtes Haus in Mykolajiw, im Süden der Ukraine. Copyright Nataliia Liubchenkova / Euronews
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Von Natalia Liubchenkova
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Durch den russischen Angriff wurden unzählige Städte und Dörfer in der Süd-Ukraine weitgehend zerstört, viele Menschen zur Flucht gezwungen. Doch die Menschen dort geben nicht auf und versuchen, mit allen verfügbaren Mitteln, die Gegenoffensive der ukrainischen Armee zu unterstützen.

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Ihre Information über den Fortschritt der ukrainischen Gegenoffensive bekommt Natalia nicht aus dem Fernsehen. Wie die meisten hier in der Region Mykolajiw bezieht die Psychologin die Nachrichten aus erster Hand von anonymen Accounts in den sozialen Medien, aber auch über Soldaten an der Front, die sie persönlich kennt. Freiwillige versuchen ebenfalls denjenigen, die in besetzten Gebieten leben, zu helfen.

"Was in der Stadt und der Region Mykolajiw passiert ist der reine Horror. Was in Cherson passiert ist unvorstellbar. Es ist ein zweites Butscha", sagt die Psycholigin und freiwillige Helferin. "Je näher die ukrainischen Truppen an Cherson rücken, desto größer sind die Überlebenschancen für mehr Zivilisten.“

Backen für die Frontsoldaten

Jeden zweiten Abend backt Natalia, um Essen für die ukrainischen Soldaten an die Front zu schicken. Der Weg dorthin ist beschwerlich. Vor allem der nach Cherson. Eine Fahrt dorthin, die normalerweise eine Stunde dauern würde, dauert jetzt für die freiwilligen Helfer und Helferinnen sechs Tage. Auch könnten lebenswichtige Medikamente an den Checkpoints von russischen Soldaten beschlagnahmt werden, sagt Natalia.

Euronews / Natalia Liubchenkova
Die Ukrainerin Natalia backt fast jeden zweiten Tag und schickt Essen an die FrontEuronews / Natalia Liubchenkova

Unzählige Dörfer in der Südukraine wurden dem Erdboden gleichgemacht, ihre Bewohner zur Flucht gezwungen. Maria ist eine von ihnen. Vom Haus ihrer Familie in der Cherson-Region ist nichts übriggeblieben. Ihr Mann wurde als letzter evakuiert, nachdem eine Rakete auf sein Haus fiel, seine Füße verbrannte und alles zerstörte, was er sein ganzes Leben lang aufgebaut hat.

"Der Krieg hat uns auseinandergerissen"

"Meine Enkelkinder, meine Kinder, sind so gute Menschen, sie alle. Der Krieg hat uns  auseinandergerissen", sagte Maria. Auf die Frage, ob sie alle das Dorf verlassen haben, antwortet sie, ja, der Enkelsohn sei hingegangen und habe den Großvater gerettet. Dazu ist der junge Mann alleine ins Dorf zurück, das unter Beschuss stand. Eine Rettungsaktion, die für jede Hilfsorganisation einfach zu riskant gewesen wäre.

Hilfe von der Zivilgesellschaft

Doch Hilfe kommt auch von einem großen Netz von Wohltätigkeitsorganisationen und Freiwilligen. Sie unterstützen die Armee, aber auch die Bedürftigen. Und obwohl sie alle fast bis zur extremen Erschöpfung arbeiten, können sie kaum ankämpfen gegen die Zerstörung, die die russische Aggression hinterlässt. 

"Wir wissen, dass unsere Soldatinnen und Soldaten unser Land Zentimeter für Zentimeter zurückerobern, und wir sind ihnen sehr dankbar dafür", sagt Liudmyla, Vorsitzende einer Hilforganisation in Mykolajiw. "Wir versuchen alles, was möglich ist, zu tun, um dem Sieg näher zu kommen". 

Jeder kleine Fortschritt, den die ukrainische Armee macht, hilft den Menschen im Süden der Ukraine, der unmittelbaren Gefahr für sie und ihre Familien zu entkommen und gibt ihnen eine Chance, ihr Leben wieder aufzubauen.

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