Prozess um dubiose Konten eines Putin-Freundes in der Schweiz

Der Staatsanwalt fordert je sieben Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für die vier Angeklagten.
Der Staatsanwalt fordert je sieben Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für die vier Angeklagten. Copyright ENNIO LEANZA/' KEYSTONE / ENNIO LEANZA
Von euronews
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Der Cellist und Dirigent Sergej Roldugin soll als Strohmann Teil eines Systems sein, das das Offshore-Vermögen des russischen Präsident verwalte. Rund 30 Millionen Euro sollen über ihn auf Offshore-Konten abgeflossen sein, ohne dass die Gazprombank die notwendigen Kontrollen durchgeführt hätte.

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Im Prozess gegen vier Mitarbeiter der Schweizer Niederlassung der russischen Gazprombank um dubiose Konten eines Freundes des russischen Präsidenten Wladimir Putin soll bis Ende des Monats ein Urteil gesprochen werden. 

Die Ankläger halten den Cellisten und Dirigenten Sergej Roldugin für einen Strohmann, ihm hätten Konten mit einem Millionenvermögen bei der Gazprombank Schweiz AG mit Sitz in Zürich nur auf dem Papier gehört.

Die Gazprombank hatte die konten von 2014 bis 2016 geührt. Es sei nicht plausibel, dass Roldugin Firmenanteile hielt, die ihm 30 Millionen Franken an Dividenden einbrachten, so der Staatsanwalt. Das Geld sei auch schnell wieder über Offshore-Konten abgeflossen. Die Bank hätte argwöhnisch werden müssen.

Rund 30 Millionen Euro sollen aus Panama und Zypern kommend auf andere Offshore-Konten abgeflossen sein, ohne dass die Gazprombank die notwendigen Kontrollen durchgeführt hätte.

Prüfpflicht bei Verdacht auf Geldwäsche

Die vier Angeklagten, unter ihnen der früheren Chef der Bank, wiesen die Anklage auf mangelnde Sorgfalt bei Finanzgeschäften zurück und verlangten Freisprüche. Nach Lesart der Verteidiger wurde die Identität von Roldugin überprüft. Die Staatsanwaltschaft habe keine stichhaltigen Beweise vorgelegt, dass das Vermögen jemand anderem gehöre. Der Staatsanwalt fordert je sieben Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für die vier Angeklagten.

Wer der tatsächlich wirtschaftlich Berechtigte der Vermögen war, ist nicht Gegenstand des Verfahrens, in der Anklageschrift heißt es aber ausdrücklich, der russische Präsident verfüge bei einem offiziellen Einkommen von nur rund 100 000 Euro im Jahr über große Vermögenswerte, die von ihm nahe stehenden Personen verwaltet würden.

Rodulgin ist enger Freund von Putin und Patenonkel seiner Tochter

Das US-Finanzministerium setzte ihn vor einem Jahr im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine auf eine Sanktionsliste.  Er sei Teil eines Systems, das das Offshore-Vermögen des russischen Präsident verwalte, teilte das Ministerium damals mit.

Die Ermittlungen in Zürich kamen 2016 in Gang, nachdem ein Journalistennetzwerk dubiose Geldgeschäfte von Politikern und Prominenten weltweit aufdeckte. Mit den "Panama Papers" enthüllten sie, dass eine Kanzlei in Panama mehr als 200 000 Briefkastenfirmen gegründet hatte, in denen Betuchte Vermögen versteckt haben sollen.

Der Prozess öffnet ein seltenes Fenster zu den Vorwürfen, dass über Putins Freundeskreis Millionen ins Ausland geschleust werden, und dass Banken möglicherweise ein Auge zugedrückt haben. Putin hat die Vorwürfe bisher bestritten.

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