Erdbeben in Marokko: Rabat lehnt Hilfe aus Deutschland ab

Viele kleine Gemeinden im Atlasgebirge sind völlig zerstört.
Viele kleine Gemeinden im Atlasgebirge sind völlig zerstört. Copyright FADEL SENNA/AFP or licensors
Copyright FADEL SENNA/AFP or licensors
Von Euronews mit AFP, dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Viele kleine Gemeinden im Atlasgebirge sind völlig zerstört. Die Hoffnung, vier Tage nach dem Erbeben noch Überlebende zu finden, schwindet.

WERBUNG

Das Ausmaß der Verwüstung, das das schwere Erdbeben in Marokko hinterlassen hat, wird immer deutlicher, je mehr abgelegene Dörfer erreicht werden.

Viele kleine Gemeinden im Atlasgebirge sind völlig zerstört. Die Überlebenden begraben ihre Angehörigen oder beseitigen Trümmer, um weitere Leichen zu bergen. In dem Bergdorf Imi N'Tala sind mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt ist die Zahl der Todesopfer auf über 2.800 gestiegen.

Hoffnung auf Überlebende schwindet

Doch die Hoffnung, am vierten Tag nach dem schweren Erdbeben vom Freitagabend Menschen noch lebend zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde. In den schwer zugänglichen Erdbebengebieten in Marokko arbeiten die Einsatzkräfte bei der verzweifelten Suche nach Überlebenden am Rande der Erschöpfung. Teils mit bloßen Händen müssen sie sich bei großer Hitze durch Schutt und Trümmerhaufen vorkämpfen. 

Hilfe kommt bei den verzweifelten Überlebenden nur langsam an. "Wir fühlen uns hier völlig im Stich gelassen, niemand ist gekommen, um uns zu helfen. Unsere Häuser sind eingestürzt und wir können nirgendwo hin. Wo sollen all diese armen Menschen leben?", sagt Khadija Aitlkyd.

Lehbib Aitlkyd, ein Mann aus dem selben Dorf, berichtet: "Die Leute, die zum Graben kamen, waren Dorfbewohner, junge Leute, alte Leute, und andere junge Leute aus den Nachbardörfern kamen, um zu helfen, sie gruben mit einfachen Handwerkzeugen."

Marokkos Regierung unter Druck: Das Land lehnt Hilfe ab

Marokkos Regierung steht unter Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen, denn bisher hat das Land nur von vier Nationen Hilfe angefordert, von Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Aber auch die USA, Tunesien, Türkei, Taiwan und Morokkos ehemalige Kolonialmacht Frankreich haben Unterstützung angeboten. Auch Deutschland hat dem nordafrikanischen Land erneut Unterstützung angeboten. Bislang zeigte die Regierung in Rabat daran jedoch kein Interesse. Marokko habe sich aber für das Angebot bedankt, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Beamte des Landes rechtfertigten dies damit, dass es ihrer Einschätzung nach zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden. 

100.000 Kinder von dem Erdbeben betroffen

Die UNO hat die Auswirkungen der Katastrophe auf einige der Schwächsten untersucht: die Kinder. UNICEF schätzt, dass etwa 100.000 Kinder betroffen sind. Wie bei allen großen Erdbeben ist damit zu rechnen, dass die Nachbeben in den kommenden Tagen und Wochen anhalten und Kinder und Familien weiter gefährden werden.

Es wird daher befürchtet, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt. Die Behörden hätten mittlerweile Feldlazarette in der Nähe des Epizentrums eingerichtet, um dort Verletzte zu versorgen, sagte Justizminister Abdel Latif Wehbe dem arabischen Fernsehsender Al-Arabiya am Montag. Derzeit könne man die genaue Anzahl der Toten und Schäden nicht klären. Am Montag warfen Militärhubschrauber Hilfspakete über schwer zugänglichen Bergregionen ab.

Die Bevölkerung brauche neben humanitärer Hilfe nun auch vor allem psychologische Unterstützung, erklärte die Hilfsorganisation Care. «Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer», erklärte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von Care Marokko, in einem Bericht.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Von Felswand begraben: Marokkanisches Bergdorf komplett zerstört

Nach Erdbeben in Marokko: Rabat nimmt nur wenig Hilfe an

Nach Erdbeben in Marokko: Regierung kündigt Soforthilfe für betroffene Menschen an