Der erste einsatzbereite Hochleistungslaserstrahl soll noch in diesem Jahr eingesetzt werden und eine kostengünstige und schnelle Antwort auf Drohnen und unbemannte Luftfahrzeuge bieten.
Der vom Verteidigungsunternehmen Rafael heimlich entwickelte Iron Beam bietet die Möglichkeit, die Luftverteidigung grundlegend zu verändern und die Abfangkosten drastisch zu senken.
Das israelische Verteidigungsministerium gab Mitte September bekannt, dass die 100-kW-Version von Iron Beam nach wochenlangen Tests - bei denen Raketen, Mörsergranaten, UAVs und Flugzeuge erfolgreich abgefangen wurden – die "volle Einsatzfähigkeit" erreicht habe.
Das System zeigte unter realen Bedingungen auf dem vorgesehenen Testgelände, dass es Ziele selbst bei Smog oder Nebel präzise und innerhalb von Sekunden zerstören kann. Laut der Ankündigung ist es weltweit das erste Hochleistungs-Laser-Luftabwehrsystem, das den Status "einsatzbereit" erreicht hat.
Damit verfügt der jüdische Staat über ein Luftabwehrsystem mit vier Schichten, was kein anderes Land vorweisen kann
Damit verfügt Israel über ein vierstufiges Luftabwehrsystem - etwas, das kein anderes Land vorweisen kann.
Die Abwehrschichten Iron Dome, David’s Sling sowie Arrow 2 und 3 haben gegen Raketenangriffe Abfangraten von 90 bis 95 Prozent erzielt. Gegen Drohnen und unbemannte Luftfahrzeuge liegen die Erfolgsquoten jedoch deutlich niedriger; nur etwa 50 Prozent werden rechtzeitig abgeschossen.
Der Laser soll insbesondere gegen sehr niedrig fliegende, bodennah operierende Geräte wirksam sein, die die bisherigen Systeme kaum erfassen können. In der Militärpresse wird das neue System teils als "Layer Zero", teils als "Layer 4" bezeichnet - in beiden Fällen mit demselben Ziel: die bestehende Verteidigung zu vervollständigen.
Eine der gefährlichsten Bedrohungen für Israel (und teilweise auch für die Ukraine) ist die iranische Shahed-101-Drohne. Ihr Rumpf besteht aus Kohlefaser, was sie auf dem Radar schwer erkennbar macht. Sie wird vom Libanon aus gestartet, kann dank Elektromotor nahezu lautlos fliegen und erreicht Ziele in bis zu 800 Kilometern Entfernung. Im Inneren trägt sie eine rund acht Kilogramm schwere Sprengladung, die auch große Gebäude zerstören kann.
Die Drohne wurde von Ingenieuren der Iranischen Revolutionsgarden entwickelt, um möglichst viele israelische Ziele - darunter Kasernen und Wohnhäuser - zu treffen. Genau diese Bedrohung gilt als Hauptziel des neuen Lasersystems.
Israelische Soldaten an der Nordgrenze berichten seit Monaten, dass es gegen diese Drohne bislang kaum wirksame Abwehrmöglichkeiten gebe. Sie ist vom Boden aus schwer zu treffen, und bis Hubschrauber oder Kampfflugzeuge sie identifizieren, verfolgen und abschießen können, vergeht oft wertvolle Zeit - mit teils tödlichen Folgen.
Die Shahed 101 traf bereits mehrere Gemeinden im Norden; Angriffe wurden unter anderem aus Eilat und dem Jordantal gemeldet. Eine der Drohnen gelangte sogar bis in die Nähe des Wohnhauses von Premierminister Netanjahu in Caesarea.
Laserabschirmung minimiert solche Bedrohungen
Iron Beam arbeitet mit einem kombinierten System, das nicht blind feuert, sondern über eigene Sensoren verfügt. Rafael integriert die Laserwaffe in ein vollständiges Feuerleitsystem mit Radar, elektro-optischen Sensoren, Tracking-Kameras und einem Feuerleitrechner.
Mit Iron Beam erhält Israel einen kostengünstigen und wirkungsvollen Schutz selbst gegen anspruchsvolle Angriffsgeräte. Rafael Advanced Defense Systems, neben IAI und Elbit einer der drei großen israelischen Rüstungskonzerne, ist insbesondere für Präzisionswaffen wie die Panzerabwehrraketen der Spike-Familie bekannt, die in 39 Länder exportiert wurden.
Das aktive Schutzsystem Trophy des Unternehmens ist weltweit das einzige, das im Gefecht eingesetzt wird und unter anderem von der US-Armee genutzt wird. Ein weiteres Rafael-Produkt, David’s Slingshot, wurde von Finnland gekauft. Viele Rafael-Systeme sind mit NATO-Plattformen kompatibel und lassen sich in andere Systeme integrieren - etwa in die SPICE-Lenkbombe.
Ein Schuss kostet ein paar Dollar-Cent, aber was macht ihn so billig?
Das Besondere an der Laserwaffe: Sie benötigt keine verbrauchbare Munition. Die "Ladung" besteht aus elektrischer Energie. Eine Rakete hingegen verursacht hohe Kosten - für Sprengkopf, Treibstoff, Steuerung und Gehäuse. Die Stückkosten liegen oft zwischen 10.000 und 100.000 Dollar oder deutlich höher.
Laser haben dagegen praktisch keine Stückkosten. Ein Schuss entspricht lediglich den Stromkosten - in Israel einige wenige Cent für einen 100-kW-Impuls. Selbst mit Generator sind es nur einige Dollar.
Zudem entfällt die gesamte logistische Kette: keine Lagerbestände, kein Transport, keine Importauflagen. In vielen Fällen ist die Logistik teurer als die Munition selbst - ein Problem, das beim Laser nicht besteht. Solange Strom vorhanden ist, steht auch "Munition" zur Verfügung.