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Russische Online-Shops profitieren von neuen Zollregeln

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Von Galiya Khassenkhanova
Zuerst veröffentlicht am
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Ein neuer Zollkodex der Eurasischen Wirtschaftsunion dürfte russischen Marktplätzen klare Vorteile gegenüber Amazon oder Temu verschaffen.

Kasachstan ist das letzte Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU), das einen neuen Zollkodex ratifiziert hat. Dieser verpflichtet Bürger künftig dazu, sämtliche Online-Einkäufe außerhalb der Union zu deklarieren.

Zugleich wird der Zollmechanismus grundlegend geändert, wodurch Waren aus China, der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten spürbar teurer werden. Innerhalb der EAEU – zu der Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Armenien und Weißrussland gehören – bleiben Pakete weiterhin zoll- und deklarationsfrei.

Das verschafft insbesondere russischen Online-Marktplätzen wie Wildberries und Ozon einen deutlichen Wettbewerbsvorteil, da sie in der EAEU bereits stark präsent sind. Allein in der kasachischen Hauptstadt Astana gibt es 159 Wildberries- und 128 Ozon-Abholstellen.

Was sich konkret ändert

Derzeit sind Online-Einkäufe mit einem Wert von bis zu 200 Euro und einem Gewicht von unter 31 Kilogramm zoll- und meldefrei. Wird diese Grenze überschritten, fällt bislang ein Zoll von 15 % des übersteigenden Betrags an (inklusive Mehrwertsteuer).

Nach dem neuen Zollkodex müssen jedoch alle Waren, die über Plattformen wie Amazon, eBay, Alibaba, Pinduoduo oder Temu bestellt werden, angemeldet werden – selbst ein Kugelschreiber oder ein Paar Socken.

Zwar bleibt die Wertgrenze von 200 Euro bestehen, doch künftig wird eine Abgabe von 5 % auf den Gesamtbetrag erhoben, zuzüglich Mehrwertsteuer. Diese variiert je nach Land: In Russland, Armenien und Weißrussland liegt sie bei 20 %, in Kirgisistan und Kasachstan bei 12 %.

„Fünf plus zwölf ergibt 17 Prozent – damit steigen die bisherigen 15 Prozent leicht um zwei Prozent“, erklärte der kasachische Vizeminister für Volkswirtschaft, Azamat Amrin.

Hinzu kommt, dass Kasachstan seine Mehrwertsteuer ab dem 1. Januar 2026 auf 16 % anheben will. Damit würde die Gesamtbelastung auf 21 % steigen.

Zwar müssen die E-Commerce-Anbieter die Mehrwertsteuer entrichten und die Zollanmeldungen ausfüllen, doch diese Kosten werden voraussichtlich an die Verbraucher weitergegeben.

Amrin hatte zuvor erklärt, dass allein das Ausfüllen einer Zollanmeldung durch Logistikunternehmen wie DHL oder FedEx 6 bis 8 Euro kosten könne. Angesichts von chinesischen Online-Angeboten im Bereich von ein bis zwei Euro bedeutet dies für Verbraucher in der EAEU eine erhebliche Verteuerung.

Zudem dürften sich die Lieferzeiten verlängern, da die Waren bis zur abgeschlossenen Deklaration in Lagerhäusern verbleiben müssen.

Zeitplan: Wann treten die Änderungen in Kraft?

Die neuen Regelungen werden nicht sofort umgesetzt. Neben der Ratifizierung des Kodex müssen alle Mitgliedstaaten ihre nationalen Zollgesetze anpassen – ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt. Die Vorschriften treten erst dann in Kraft, wenn alle Länder sämtliche Verfahren abgeschlossen haben.

Das staatliche Finanzkomitee des kasachischen Finanzministeriums erklärte dazu:

„Damit die neue Zollregelung wirksam wird, muss die EAEU-Kommission zunächst spezielle Vorschriften für Waren des elektronischen Handels erlassen. Anschließend müssen die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Gesetze entsprechend anpassen – auch Kasachstan.“

Wann genau dies der Fall sein wird, ist derzeit noch offen.

Eindämmung chinesischer Waren?

Die Regierung argumentiert, dass das neue System vor allem dazu dienen soll, verlässliche Statistiken über Online-Einkäufe zu erfassen. Die Preissteigerungen für die meisten Sendungen würden sich jedoch in Grenzen halten.

„Die überwiegende Mehrheit der E-Commerce-Bestellungen liegt unter 200 Euro und bleibt damit zollfrei“, betont das Ministerium für nationale Wirtschaft. „Da die Schwellenwerte unverändert bleiben, werden sich die Änderungen bei Steuern, Zahlungen und Anmeldeverfahren nur geringfügig auf die Endpreise auswirken.“

Zudem versichern die Behörden, dass die Zollanmeldung vollständig digital und relativ einfach sein werde. Kasachstan testet dieses System bereits seit 2023 im Rahmen eines Pilotprojekts, nachdem die EAEU-Staaten das entsprechende Protokoll unterzeichnet hatten.

Kritiker vermuten jedoch, dass die neuen Versandregeln vor allem darauf abzielen, den Zustrom billiger chinesischer Produkte zu begrenzen und so heimische Unternehmen zu schützen.

In der Praxis dürfte der Mechanismus jedoch vor allem russischen Unternehmen zugutekommen, da sie in allen EAEU-Ländern bereits über eine starke Marktposition verfügen.

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