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Griechenland zahlt EU-Gläubigern vorzeitig zurück und stärkt Marktvertrauen

Archivfoto. Rechts die griechische, daneben die Europaflagge. Beide wehen unterhalb des antiken Akropolis-Hügels in Athen am fünften Juli 2015.
ARCHIV. Die griechische Flagge, rechts, und die EU-Flagge wehen unterhalb der antiken Akropolis in Athen, am fünften Juli zweitausendfünfzehn. Copyright  Petr David Josek/AP
Copyright Petr David Josek/AP
Von Una Hajdari
Zuerst veröffentlicht am
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Griechenland tilgt seine ersten Rettungskredite vorzeitig. Das ist eine Trendwende: geringere Zinslast, schnellerer Schuldenabbau und mehr Vertrauen am Markt.

Griechenland hat diese Woche eine vorzeitige Rückzahlung von fünf Komma drei Milliarden Euro aus seinem ersten Eurozonen-Rettungsprogramm abgeschlossen.

Die Begleichung dieser Schulden, deren Fälligkeit ursprünglich erst nach 2031 oder sogar in den 2040er Jahren vorgesehen war, ist ein weiterer positiver Schritt in Griechenlands langem Ringen um stabile Staatsfinanzen.

Der von der Europäischen Kommission koordinierte Zahlungsvorgang zeigt deutlich: Das Land stützt sich immer weniger auf Schulden aus der Krisenzeit und senkt die künftige Zinslast.

Die Greek Loan Facility (GLF) war der erste Notfall-Rettungsmechanismus innerhalb des Euroraums, entstanden in einer Zeit, als es noch keinen dauerhaften Rettungsfonds für die Eurozone gab.

Sie entstand noch vor dem Europäischen Stabilitätsmechanismus und neben weiteren Anpassungsprogrammen während der Staatsschuldenkrise der Eurozone.

2010 verlor Griechenland den Zugang zu den Finanzmärkten. Die Fazilität verhinderte einen unmittelbaren Zahlungsausfall und begrenzte das Risiko für andere EU-Mitglieder.

Laut lokalen Medien berichten, spart die vorzeitige Tilgung bis 2041 rund eineinhalb Milliarden Euro an Zinszahlungen. Weil künftige Haushaltslasten direkt sinken, soll die Schuldenquote bis 2029 unter 120 Prozent fallen.

Das ist besonders wichtig für ein Land mit der höchsten Staatsschuldenquote im Euroraum.

Eine griechische Finanztragödie in drei Akten

Zwischen Ende 2009 und 2018 durchlief Griechenland eine schwere Staatsschuldenkrise. Auslöser waren jahrelange Fehlsteuerung der öffentlichen Finanzen, hohe Defizite und eine schwache Wettbewerbsfähigkeit.

Die Krise machte drei internationale Rettungspakete von EU und Internationalem Währungsfonds nötig. Sie gingen mit harter Sparpolitik und schmerzhaften Strukturreformen einher.

Die Hilfen liefen in mehreren Phasen ab. Zunächst gab es 2010 bis 2012 eine staatliche Notrettung über bilaterale Eurozonen-Kredite via GLF und den IWF. Ab 2012 folgte eine Umschuldung, die privaten Investoren Verluste auferlegte und Schulden auf öffentliche Institutionen verlagerte. Schließlich kam als dritte Phase ein Stabilisierungsprogramm unter dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), das 2018 endete.

Die GLF vergibt keine neuen Kredite mehr, doch die verbleibenden Darlehen werden bis heute zurückgezahlt. Private Unternehmen spüren das indirekt über Finanzierungskosten, Investorenvertrauen und Kreditratings.

Um 2023 erlangte Griechenland bei großen Agenturen wieder ein Investment-Grade. Das spiegelte bessere Haushaltsführung und institutionelle Stabilität wider. Dadurch sanken auch die Finanzierungskosten.

Griechische zehnjährige Anleiherenditen lagen zeitweise unter denen größerer Volkswirtschaften wie Italien und Frankreich. Ein bemerkenswerter Umschwung gegenüber der Krisenzeit, als die Märkte griechische Schulden als hochriskiges „Junk“-Papier bewerteten.

Ist die vorzeitige Rückzahlung klug?

2023 kündigte Premierminister Kyriakos Mitsotakis an, Griechenland werde in den kommenden Jahren Schulden in Höhe von fünf Komma drei Milliarden Euro vorzeitig tilgen.

Im Juni 2025 lag die gesamte Staatsschuld des Landes bei rund 403,2 Milliarden Euro, also bei rund 151 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Zahl umfasst den Gesamtwert aller ausstehenden Verbindlichkeiten des Staates.

Griechenland bat seine Gläubiger in der Eurozone um die Erlaubnis, einen Teil der alten Rettungskredite vorzeitig zurückzuzahlen. Nachdem der ESM und die EFSF zustimmten und Anfang Dezember eine Ausnahmegenehmigung bekanntgaben, nutzte die Regierung Geld aus einem speziellen Rücklagekonto, statt neue Mittel aufzunehmen.

„Griechenland macht weiterhin große Fortschritte beim Stärken seiner Wirtschaft. Diese zusätzliche vorzeitige Rückzahlung des GLF-Kredits sendet ein weiteres positives Signal an die Finanzmärkte, verbessert die Schuldenstruktur und spiegelt die bessere Haushaltslage des Landes wider“, sagte Pierre Gramenia, geschäftsführender Direktor des ESM und CEO der EFSF, damals.

Kritiker halten dagegen: Auf dem Papier verbessert die Maßnahme das Schuldenprofil, doch sie geht zulasten der heimischen Liquidität, in einer Phase, in der Haushalte und Unternehmen weiter unter hohen Lebenshaltungskosten leiden.

Oppositionsparteien fordern, das Geld für die beschleunigte Schuldentilgung ließe sich besser in öffentliche Investitionen, Lohnstützung oder gezielte Entlastungen lenken. Das würde Einkommen und Wirtschaft schneller ankurbeln.

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