Steigende Coronazahlen in Europa: Erwartet uns im Winter eine Ansteckungswelle?

Die Expert:innen sind sich einig: Eine Impfung bietet nach wie vor den besten Schutz gegen einen schweren Verlauf.
Die Expert:innen sind sich einig: Eine Impfung bietet nach wie vor den besten Schutz gegen einen schweren Verlauf. Copyright ANGELA WEISS/AFP or licensors
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Von Ilaria Federico
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Französisch

Die Anzahl der Coronaerkankungen in Europa steigt. Erwartet uns in den kälteren Monaten eine neue Ansteckungswelle?

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Die Anzahl der dokumentierten Corona-Fälle steigt in diesem Sommer wieder in zahlreichen europäischen Ländern. Das zeigen Daten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).

In 16 der 21 analysierten Länder wurde ein Anstieg der Fallzahlen beobachtet, insbesondere bei Personen im Alter ab 80 Jahren.

"Es gibt Anzeichen für eine Zunahme der Übertragung in einigen Teilen Europas. Bis zum 20. August 2023 war die Zahl der Covid-19-Fälle im Vergleich zu den vorangegangenen 28 Tagen um 11% gestiegen, erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa, gegenüber Euronews.

Quique Bassat, Epidemiologe und Forscher am Globalen Gesundheitsinstitut in Barcelona (ISGlobal) und am Katalanischen Institut für Forschung und Fortgeschrittene Studien (ICREA), erläutert: "In den letzten Monaten, während des Sommers, haben wir in mehreren europäischen Ländern einen Anstieg der Übertragung von Covid-19 festgestellt. Beispielsweise haben wir in Spanien einen deutlichen Anstieg der Übertragung und einen Anstieg der Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet. Dies wird auf das Auftreten neuer Varianten zurückgeführt, die ansteckender sind als die vorherigen Varianten."

Der Epidemiologe fügt außerdem hinzu: "Jede Woche (oder fast jede Woche, Anm. d. Red.) scheint eine neue Untervariante aufzutauchen, die gefährlicher oder sogar ansteckender als die vorherigen zu sein scheint. In den letzten Monaten haben wir das Auftauchen von Varianten wie Eris bzw. EG.5 beobachtet, der XBB.1.5 vorausging, die auch als Kraken-Variante bekannt ist. Derzeit gibt die Pirola-Variante BA.2.86, Anlass zu großer Besorgnis".

Steht im Winter eine neue Coronawelle an?

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Temperaturen beginnen, zu sinken. Expert:innen warnen deshalb vor der Möglichkeit einer neuen Coronawelle im kommenden Winter. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich das Virus in den kälteren Monaten stärker verbreitet.

"Was wir aus unseren früheren Erfahrungen in den vergangenen Wintern wissen, ist, dass jedes Mal, wenn es kälter wird, neue Atemwegsviren auftauchen, insbesondere die traditionellen wie die Grippe und das respiratorische Synzytialvirus bei Kindern, all diese Viren, die sich normalerweise in der Wintersaison ausbreiten", erklärt Quique Bassat.

"Wenn man zu diesen Viren noch die Belastung durch Covid-19 hinzufügt, wird das Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt. Und wenn es auf eine harte Probe gestellt wird, leidet es. Das ist es, was wir alle befürchten."

Um dieses Risiko zu minimieren, empfehlen Expert:innen ausdrücklich Impfungen gegen Covid-19 und die Grippe. Gleichzeitig betonen sie, wie wichtig es ist, grundlegende Vorsichtsmaßnahmen beizubehalten.

"Wir müssen auf einen möglichen Anstieg im Herbst und Winter vorbereitet sein, da Krankheiten wie Covid-19, Grippe und andere Atemwegsinfektionen mit hoher Wahrscheinlichkeit gedeihen werden", erklärt die WHO gegenüber Euronews. "Wir ermutigen diejenigen, die dafür in Frage kommen, Impfangebote anzunehmen, einschließlich der gemeinsamen Verabreichung der Impfstoffe gegen Covid-19 und Grippe für Risikogruppen. Die Impfung ist immer noch der beste Weg, um uns zu schützen, in Verbindung mit angemessenen persönlichen Hygienepraktiken."

Meine Empfehlung ist dieselbe wie die, die ich meinen Eltern, die das Alter von 86 Jahren erreicht haben, gebe. Vorsicht, Vorsicht und gesunder Menschenverstand.
Quique Bassat
Forscher und Epidemiologe

"Wir sollten Vorsicht walten lassen, indem wir gesunden Menschenverstand nutzen und uns nicht der Paranoia in Bezug auf die Risiken von Covid-19 hingeben. Ich denke, wir sollten an den guten Praktiken festhalten, die wir in den letzten 12 Monaten eingeführt haben, nämlich wachsam zu bleiben und die Entwicklungen ständig zu beobachten", fügt Bassat hinzu.

Die EU bereitet sich vor

Die Europäische Kommission hat grünes Licht für die Anpassung des Corona-Impfstoffes von BionTech/Pfizer an die neue Untervariante XBB.1 des Omikron-Viruses gegeben.

"Dieser Impfstoff ist nun für Erwachsene, Kinder und sogar Säuglinge im Alter von über 6 Monaten zugelassen. Diese Entscheidung markiert einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Krankheit", verkündete die EU-Kommission in einer offiziellen Erklärung.

Es wird davon ausgegangen, dass dieser angepasste Impfstoff nicht nur gegen aktuelle, sondern auch gegen neu auftretende Varianten verbessert wirkt.

Die EU-Kommission hat weitere Vorkehrungen getroffen:

"Abstimmung und Zusammenarbeit ist die Basis einer starken Europäischen Gesundheits-Union. Und seit dem Beginn der Pandemie haben wir mit den Mitgliedstaaten gearbeitet, um durch das ECDC Richtlinien zur Verfügung zu stellen, wie Covid-19 zu beobachten ist, dass die Sequenzierung notwendig ist, dass Beobachtung notwendig ist und wie Impfstrategien aussehen sollen", erklärt Stella Kyriakidou, EU-Kommissarin für Gesundheit.

WHO-Regionaldirektor Kluge sagt: "Die EU-Mitgliedstaaten müssen dringend wieder aktiv werden und ihr Engagement und ihre eigenen Anstrengungen bei der Erhebung und Weitergabe zuverlässiger und solider epidemiologischer und virologischer Überwachungsdaten verstärken und dabei auch über unsere Grenzen hinaus nach potenziellen Risiken Ausschau halten, die anderswo entstehen."

Viele europäische Länder wappnen sich proaktiv für eine mögliche neue Coronawelle. Das Vereinigte Königreich kündigte beispielsweise Ende August an, den Start der Impfkampagne auf den 11. September vorzuverlegen.

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In Frankreich fällt am 17. Oktober der Startschuss für die Coronaimpfkampagne, die wie im vergangenen Jahr an eine Kampagne für die Grippeimpfung gekoppelt ist.

Die EU-Kommissarin Stella Kyriakidou nimmt die europäischen Bürger:innen in die Pflicht: "Eine starke Europäische Gesundheits-Union bedeutet, dass wir alle zusammenarbeiten, um uns einer Gefahr für die öffentliche Gesundheit zu stellen. Also befolgen Sie die Ratschläge ihrer Ärzte in Bezug darauf, ob Sie sich impfen lassen müssen oder nicht und folgen Sie Ratschlägen der grundsätzlichen Handhygiene. Meiner Meinung nach ist das enorm wichtig. Wenn Sie sich krank fühlen, bleiben Sie zuhause, auch wenn es nicht Corona sein muss. Es könnte die Grippe sein. Aber wir müssen uns gegenseitig schützen in dieser schwierigen Herbst- und Wintersaison, die uns bevorstehen könnte."

Weitere Quellen • Lauren Chadwick

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