Zyperns Präsident: "Ankara hält seine Verpflichtungen nicht ein"

Zyperns Präsident: "Ankara hält seine Verpflichtungen nicht ein"
Von Euronews
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Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta sprach mit dem Präsidenten Zyperns, Nikos Anastasiades, über das schwierige Verhältnis seines Landes zur

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Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta sprach mit dem Präsidenten Zyperns, Nikos Anastasiades, über das schwierige Verhältnis seines Landes zur Türkei

euronews
Efi Koutsokosta:

“Herr Präsident, herzlich willkommen. Welche Einwände haben Sie gegen das geplante Abkommen zwischen der EU und der Türkei?”

Nikos Anastasiades
Präsident von Zypern

“Mir wäre es lieber, wenn die Verantwortung, die auf Zypern lastet, geringer wäre. Zypern hat die Eröffnung von fünf Verhandlungskapiteln blockiert, weil die Türkei ihre Verpflichtungen, die sie im Zusammenhang mit dem Ankara-Protokoll und im Kontext der Beitrittsgespräche eingegangen ist, nicht gehalten hat. Man hätte der Eröffnung nicht zustimmen dürfen. Niemand kann von uns erwarten, dass wir uns damit einverstanden erklären. Ich muss leider auch sagen, dass wir gar nicht gefragt worden sind. Die ganze Aktion verletzt eigentlich die Regeln, die für die Eröffnung von Verhandlungskapiteln gelten.”

euronews:

“Waren es EU-Diplomaten, die es vermieden haben, Sie zu fragen?”

Nikos Anastasiades:

“Ja, EU-Diplomaten.”

euronews:

“Welches sind Ihre Forderungen?”

Nikos Anastasiades:

“Zum einen muss die Türkei ihre Häfen und Flughäfen für zyprische Schiffe und Flugzeuge öffnen und ihre Beziehungen mit Zypern normalisieren, was sie nicht tut. In öffentlichen Schreiben und Stellungnahmen wird die Existenz Zyperns geleugnet. Es tut mir leid, dass ich das hier erwähnen muss, doch schlimm war beispielsweise vor wenigen Tagen auch, dass Donald Tusk, der zunächst Nikosia besuchte und dann nach Ankara weiterreisen wollte, das nicht konnte. Weil die Türkei Zypern nicht anerkennt, war Tusk gezwungen, in ein drittes Land zu reisen und konnte erst von dort nach Ankara oder Istanbul fliegen.”

euronews:

“Abgesehen von dem Wunsch, dass neue Verhandlungskapitel eröffnet werden, hat die Türkei eine ganze Liste mit Forderungen. Dazu zählt die Zahlung von weiteren drei Milliarden Euro. Wird Ihr Land dazu beisteuern?”

Nikos Anastasiades:

“Wir werden uns dem nicht widersetzen. Doch wir beabsichtigen nicht, das Geld der Türkei zu geben, wie wir das früher gemacht haben, sondern wir wollen die Flüchtlinge unterstützen, die zur Zeit im Libanon und in Jordanien Schutz gefunden haben.”

euronews:

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“Vorhin sagten Sie, die Europäer hätten Sie vor fertige Tatsachen gestellt. Werden Sie von Ihrem Vetorecht Gebrauch machen?”

Nikos Anastasiades:

“Natürlich. Bei dem Gipfeltreffen am 7. März habe ich das den Partnern gegenüber deutlich gemacht. Auch in den Treffen mit Jean-Claude Juncker, Donald Tusk, mit Martin Schulz habe ich gesagt, dass Zypern von seinem Veto Gebrauch machen wird. Solange die Türkei ihre Verpflichtungen nicht einhält, haben wir keine andere Wahl.”

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