Die offizielle Untersuchung des Absturzes ist noch nicht abgeschlossen, aber Überlebende berichteten den Behörden, sie hätten drei Explosionen gehört, die von außen zu kommen schienen, als das Flugzeug über Grosny flog.
Das Weiße Haus hat erklärt, es gebe "erste Hinweise" darauf, dass russische Luftabwehrsysteme das aserbaidschanisches Passagierflugzeug zum Absturz gebracht haben könnten, das Anfang der Woche in Kasachstan versucht hatte, notzulanden.
Die Einschätzungen des nationalen Sicherheitssprechers John Kirby vom Freitag spiegeln die Aussagen einiger aserbaidschanischer Beamter und Luftfahrtexperten wider, die den Absturz auf Russlands Reaktion auf einen ukrainischen Luftangriff zurückführen.
Laut offiziellen Angaben war gerade ein Drohnenangriff in der Region im Gange, in der die Maschine der Azerbaijan Airlines zur Landung ansetzte.
Die Ermittlungen setzen Russland unter Druck. Bis dato gbt es noch keine Stellungnahme von russischer Seite.
Kirby sagte am Freitag vor Reportern, die USA hätten Beweise gesehen, "die mit Sicherheit auf die Möglichkeit hindeuten, dass dieser Jet von russischen Luftabwehrsystemen abgeschossen wurde." Näher darauf eingehen wollte er aber unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.
Auf die Frage, ob Washington über nachrichtendienstliche Erkenntnisse verfüge, die zu dieser Schlussfolgerung geführt hätten, oder ob man sich lediglich auf sachkundige Spekulationen von Experten verlasse, die sich auf visuelle Beurteilungen des Absturzes stützten, antwortete Kirby mit "Ja", schloss aber ab, dass er es "dabei belassen" würde.
Die Untersuchung des Absturzes von Azerbaijan Airlines Flug 8432 am Mittwoch in Aktau konzentriert sich nun auf die Frage, welche Waffe den Vorfall verursacht haben könnte, so der aserbaidschanische Minister für digitale Entwicklung und Verkehr, Rashad Nabiyev, nach einem Gespräch mit Überlebenden in Kasachstan.
Am Donnerstag sagten aserbaidschanische Regierungsquellen gegenüber Euronews, eine erste Untersuchung habe ergeben, dass eine russische Boden-Luft-Rakete auf das Flugzeug abgefeuert wurde, als es über Tschetschenien flog.
Die Embraer 190 der Azerbaijan Airlines war auf dem Flug von der Hauptstadt Baku nach Grosny, der regionalen Hauptstadt der russischen Republik Tschetschenien.
Während des Fluges stürzte das Flugzeug beim Versuch einer Notlandung in der Stadt Aktau im Südwesten Kasachstans ab, wobei 38 Menschen ums Leben kamen und mindestens 29 verletzt wurden.
Quellen zufolge wurde dem Flugzeug trotz der Bitten des Piloten um eine Notlandung keine Landeerlaubnis auf russischen Flughäfen erteilt, so dass es von seinem Kurs über das Kaspische Meer nach Kasachstan abweichen musste.
Die offizielle Untersuchung des Absturzes ist noch nicht abgeschlossen, aber Überlebende berichteten den Behörden, sie hätten drei Explosionen gehört, die von außen zu kommen schienen, als das Flugzeug über Grosny flog.
"Während unseres Besuchs bei den Überlebenden, einschließlich derjenigen mit russischer Staatsbürgerschaft, gaben ausnahmslos alle an, drei Explosionsgeräusche gehört zu haben, als sich das Flugzeug über der Stadt Grosny befand", so Nabijew gegenüber der in Baku ansässigen internationalen Nachrichtenagentur AnewZ.
"Sie gaben an, dass diese Geräusche von außen kamen, was darauf schließen lässt, dass das Flugzeug von außen getroffen wurde", fügte er hinzu.
Eine Flugbegleiterin wurde an der Hand verletzt, ein anderer Passagier erlitt durch die Explosionen Verletzungen an Hand und Bein, so Nabiyev weiter.
"Auf anderen Aufnahmen sind Löcher in der Tragfläche des Flugzeugs zu sehen sowie verschiedene Anzeichen von Schäden im Inneren des Flugzeugs, insbesondere in den Innenräumen, die offenbar durch den Aufprall scharfer externer Gegenstände verursacht wurden", erklärte er.
"Unser Untersuchungsteam wird nun zusammen mit den für diesen Fall eingeladenen Luftfahrtspezialisten untersuchen, welche Art von Waffe - oder besser gesagt, welche Art von Rakete - verwendet wurde."
Ein Beamter des kasachischen Verkehrsministeriums sagte, die zweite Blackbox des Flugzeugs sei geortet und dem Untersuchungsteam übergeben worden.
Eingeschränkte Flüge im russischen Luftraum
Am Freitag kündigte die aserbaidschanische Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines an, sie werde ihre Flüge von Baku zu sieben russischen Flughäfen, darunter Grosny, aussetzen, bis die endgültigen Ergebnisse der Untersuchung vorliegen.
Auch die kasachische Qazaq Air wird ihre Flüge von Astana nach Jekaterinburg aussetzen und begründet dies mit einer laufenden Risikobewertung der Flüge nach Russland.
Zudem hat die israelische Fluggesellschaft El Al ihre Flüge von Tel Aviv nach Moskau in dieser Woche aufgrund der "Entwicklungen im russischen Luftraum" gestrichen.