Sicherheitsforscher fanden Schadsoftware. Sie konnte die Fähre Fantastic aus der Ferne steuern. Das Schiff gehört einer italienischen Reederei.
Frankreichs Gegenspionage ermittelt wegen eines mutmaßlichen Plans für einen Cyberangriff auf eine internationale Passagierfähre. Das Schiff hätte aus der Ferne gesteuert werden können.
Ein lettisches Besatzungsmitglied sitzt in Gewahrsam. Ihm wird vorgeworfen, für eine nicht identifizierte ausländische Macht gehandelt zu haben, teilten französische Behörden am Mittwoch mit.
Innenminister Laurent Nunez sagte: „Im Moment kommt ausländische Einflussnahme sehr häufig aus ein und demselben Land.“
Russland wird in dem Fall nicht genannt. Frankreich und andere europäische Verbündete der Ukraine werfen Moskau jedoch einen hybriden Krieg vor. Dazu zählen Sabotage, Attentate, Cyberangriffe, Desinformation und andere feindliche Akte, deren Spur sich oft nicht sofort bis nach Moskau zurückverfolgen lässt.
Hinweise italienischer Behörden alarmierten die Generaldirektion für Innere Sicherheit (DGSI), Frankreichs Spezialdienst für Gegenspionage und Terrorabwehr. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft könnte Software, die Cyberkriminelle mitunter nutzen, die Computersysteme einer Fähre infiziert haben. Das Schiff lag im französischen Mittelmeerhafen Sète.
Die sogenannte RAT-Software ermöglicht Fernzugriff auf Computer. Damit hätte man die Rechner der Fähre übernehmen können, so die Staatsanwaltschaft. Die Fähre wurde nicht namentlich genannt.
Nunez sagte dem Sender France Info: „Unbekannte haben versucht, Zugang zum Datenverarbeitungssystem eines Schiffes zu bekommen.“ Er sprach von „einer sehr ernsten Angelegenheit“. Auf die Frage, ob die Absicht war, das Schiff zu kapern, sagte er: „Wir wissen es nicht.“
Er ergänzte: „Die Ermittler scheinen einer Spur der Einmischung zu folgen … ausländischer Einmischung.“
Die Polizei nahm am Freitag zwei Besatzungsmitglieder fest, einen Letten und einen Bulgaren. Die italienischen Behörden hatten sie als Verdächtige benannt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Der Bulgare wurde nach der Vernehmung ohne Anklage wieder freigelassen.
Der lettische Staatsangehörige sitzt in Haft. Gegen ihn bestehen ein vorläufiger Vorwurf der kriminellen Verschwörung sowie zwei vorläufige Vorwürfe wegen Hacker-Delikten im Interesse einer nicht genannten ausländischen Macht, so die Staatsanwaltschaft.
In Lettland gab es zudem Durchsuchungen. Die lettische Staatspolizei wollte sich nicht äußern.
Die Fähre ist inzwischen wieder im Einsatz. Zuvor war sie für Sicherheitsprüfungen ihres IT-Systems im Hafen festgehalten worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.