Indiens größte Fluggesellschaft gerät in Turbulenzen: Neue Sicherheitsregeln in der Luftfahrt begrenzen die Dienstzeiten der Besatzungen. Der Betrieb leidet.
Am Freitag herrschte an großen indischen Flughäfen Chaos: Passagiere der größten Fluggesellschaft des Landes, IndiGo, versuchten mit massiven Flugausfällen und Streichungen klarzukommen, ausgelöst durch neu durchgesetzte Regeln, die die Arbeitszeiten für Crew und Pilotinnen und Piloten begrenzen.
Frust machte sich breit: Reisende schliefen auf den Böden der Terminals, standen stundenlang an den Serviceschaltern an und warteten ohne klare Informationen der Airline.
Es war bereits der vierte Tag in Folge mit Störungen. Die Billigfluggesellschaft ringt mit neuen Vorschriften, die längere Ruhezeiten vorschreiben und die nächtlichen Flugstunden begrenzen, um Müdigkeit und Sicherheitsrisiken zu verringern.
Die erste Phase der Regeln trat im Juli in Kraft, die zweite im November. IndiGo bekam die Dienstpläne nicht rechtzeitig angepasst. Die Folge: zahlreiche Streichungen und Verzögerungen.
IndiGo streicht Hunderte Flüge
Am Donnerstag blieben mehr als 300 IndiGo-Flüge am Boden, mehrere Hundert weitere waren verspätet.
Ein Passagierhinweis des Flughafens Delhi vom Freitag teilte mit, dass alle inländischen IndiGo-Flüge bis Mitternacht gestrichen bleiben. Andere große Airlines, darunter Air India, hatten bisher keine ähnlichen Probleme.
IndiGo führt täglich rund 2.300 Flüge durch und kontrolliert fast 65 Prozent des indischen Inlandsflugmarkts.
Der Senior Sajal Bose wollte am frühen Freitag mit seiner Frau, Senjuti Bose, von Kolkata nach Neu-Delhi reisen, um an der Silberhochzeit eines Freundes teilzunehmen. Sein Flug wurde eine Stunde vor dem geplanten Abflug gestrichen.
Bose sagte der Associated Press, er sitze nun in einem neunstündigen Zug nach Bagdogra. Dort wolle er eine Maschine einer anderen Airline nach Neu-Delhi nehmen.
„Das ist sehr verantwortungslos und völlig nachlässig. Für ältere Menschen wie uns ist das sehr schwierig“, sagte er.
Drohen weitere Streichungen bei IndiGo?
In einer internen E-Mail an die Mitarbeitenden, die der Associated Press vorliegt, entschuldigte sich IndiGo-CEO Pieter Elbers und nannte Technikpannen, Änderungen im Flugplan, schlechtes Wetter, erhöhte Auslastung sowie die Umsetzung der neuen Regeln als die Gründe für die Flugstörungen.
Das Luftfahrtministerium erklärte, die Störungen seien vor allem auf Fehleinschätzungen und Lücken in der Planung zurückzuführen, als das Unternehmen Phase zwei der neuen Regeln umsetzte. Die Airline habe eingeräumt, dass die Auswirkungen auf die Einsatzstärke der Crews größer ausfielen als erwartet.
IndiGo hat vorübergehende Ausnahmen bei der Umsetzung der neuen Regeln beantragt und der Regierung mitgeteilt, dass Korrekturmaßnahmen laufen. Das Unternehmen stellt in Aussicht, den Betrieb bis zum zehnten Februar vollständig zu stabilisieren.
In den kommenden ein bis zwei Wochen sind weitere Streichungen zu erwarten, und die Airline will ab dem achten Dezember den Flugbetrieb reduzieren, um Störungen zu minimieren.