Iran geht massiv gegen Journalisten vor

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Von Euronews
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Im Iran sind 16 Journalisten wegen angeblicher Verbindungen zu Auslandsmedien festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, mit persischsprachigen anti-revolutionären Medien zusammenzuarbeiten.

Diesen Begriff verwendet die Führung in Teheran vor allem für die britische BBC und den Sender “Voice of America”, die Programme in der iranischen Landessprache senden. Sie sind verboten, können aber über Satellit empfangen werden.

Beobachtern zufolge stehen die Verhaftungen im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen im kommenden Juni. Es werde alles getan, um die iranischen Journalisten einzuschüchtern und auch gewisse Zeitungen zu schließen, hieß es in Medienkreisen.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), die dem Iran immer wieder vorwirft die Meinungsfreiheit zu verletzen, verurteilt die jüngste Verhaftungswelle von Journalisten im Iran.

Wir sprachen mit Reza Moini von Reporter ohne Grenzen, der für Iran, Tadschikistan und Afghanistan verantwortlich ist.

euronews, Reihaneh Mazaheri:
“Herr Moini, drei Tage nach der Verhaftung der Journalisten hat der iranische Geheimdienst eine Mitteilung herausgegeben. Demnach wird den Journalisten vorgeworfen mit persischsprachigen Medien im Ausland zusammengearbeitet zu haben.
Zudem werden weitere Verhaftungen angekündigt. Was steckt dahinter?”

Reza Moini:
“Wir haben bereits nach den ersten Verhaftungen am vergangenen Sonntag, ein wahrhaft schwarzer Tag für uns, mit weiteren Festnahmen gerechnet. Es ist also keine Überraschung.
Es ist sehr bedauerlich, dass sich die Einstellung der iranischen Regierung gegenüber der Presse in den vergangenen Jahren überhaupt nicht geändert hat. Sie erhebt immer wieder Anschuldigungen gegen Journalisten. Was im Iran passiert, ist nicht rechtens und durch das Verhalten der Regieurng verschlechtert sich die Situation im Land immer weiter.
Fest steht, dass Journalisten im Iran trotz Zensur und großer Schwierigkeiten versuchen, zu berichten und die Menschen zu informieren. Doch die iranische Regierung will das nicht zulassen.”

euronews:
“Auch die Organisation Human Rights Watch und mehr als 200 iranische Journalisten im In- und Ausland haben gegen die Verhaftungswelle protestiert. Hat das einen Einfluss auf die iranische Regierung?”

Moini:
“Vor 34 Jahren hat Ajatollah Chomeini die Islamische Republik im Iran gegründet. Seitdem ist die Führung immer wieder gegen Journalisten vorgegangen. Doch es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen. Wir dürfen nicht schweigen. Menschenrechtsorganisationen sowie iranische Journalisten im In- und Ausland können durch ihren Protest gegen die Verhaftungen eine wichtige Rolle spielen.
Es muss leider betont werden, dass der Iran in den vergangenen 34 Jahren, unter der islamischen Führung, zu einem der größten Gefängnisse für Journalisten geworden ist. Derzeit sitzen mehr als 60 Journalisten und Blogger hinter Gittern.”

euronews:
“Wird Reporter ohne Grenzen neben seiner Stellungnahme andere Maßnahmen ergreifen, um weitere Verhaftungen zu verhindern?”

Moini:
“Unsere Aufgabe ist es, zu melden wenn Meinungsfeiheit und Pressefreiheit verletzt werden und die Information zu verbreiten. Vor zwei Tagen hat Reporter ohne Grenzen eine weltweite Rangliste der Pressfreiheit herausgegeben. 179 Länder werden aufgeführt, Iran ist auf dem 174 Platz.”

euronews:
“Sollten wir mit einer neuen Auswanderungswelle von iranischen Journalisten rechnen?”

Moini:
“Leider ist es so, dass Unterdrückung immer dazu führt, dass Menschen ihre Heimat verlassen. In der iranischen Haupstadt Teheran und anderen Städten wurden mehrere Journalisten vorgeladen und verhaftet.
In Teheran wurden insgesamt 16 Journalisten verhaftet. Diese neue Verhaftungswelle verheißt nichts Gutes und viele Journalisten werden sicher demnächst das Land verlassen.”

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