Syrische Flüchtlinge im Libanon: Was bedeuten sie für die Wirtschaft?

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Von Euronews
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Die Krise in Syrien überschattet auch die Wirtschaft im Libanon. Mehr als eine halbe Million Syrer haben sich in den letzten beiden Jahren im Libanon in Sicherheit gebracht. Für einige Libanesen sind sie eine Belastung, andere sehen in ihnen einen Motor, die brachliegende Wirtschaft im Land neu anzukurbeln. Darüber sprechen wir nun mit dem Wirtschaftsexperten und früheren libanesischen Finanzminister Georges Corm.

Shaden Ellakkis, Euronews: Wie schätzen Sie die Folgen des Flüchtlingszustroms für die libanesische Wirtschaft ein?

Georges Corm, Wirtschaftsexperte: Es gibt dazu im Libanon zwei Sichtweisen. Die einen denken, dass die Flüchtlinge die Wirtschaft stimulieren und dem Immobilienmarkt neuen Schwung geben, vor allem die wohlhabenden Syrer.
Andere spekulieren jedoch über die Last, die der Libanon tragen kann. Das spiegelt eine politische und soziale Haltung wider angesichts der Flüchtlingsströme in den Libanon. Ein Grund hierfür ist die Angst vor der Überfremdung im Libanon.

Shaden Ellakkis, Euronews: Welche Auswirkungen haben die wachsenden Investitionen und die syrischen Arbeitskräfte auf die libanesische Wirtschaft?

Georges Corm, Wirtschaftsexperte: Die syrischen Arbeiter, besonders im Baugewerbe, haben ihre Familien in den Libanon geholt und auch sie als Flüchtlinge registrieren lassen. Deshalb sind die Flüchtlingszahlen so in die Höhe gegangen. Aber die syrischen Arbeitskräfte sind ein Schlüssel für das Wirtschaftssystem im Libanon.

Shaden Ellakkis, Euronews: Hat der Flüchtlingsandrang negative Auswirkungen auf die Tourismusbranche?

Georges Corm, Wirtschaftsexperte: Ganz im Gegenteil. In Beirut oder in anderen Touristenhochburgen werden möblierte Wohnungen vermietet. Die Touristen, die aus der Golfregion kamen, werden nun von reichen syrischen Flüchtlingen ersetzt.

Shaden Ellakkis, Euronews: Einige sagen, dass die libanesische Regierung nicht in der Lage ist, die Wirtschaft und die Preise der Waren zu kontrollieren. Was denken sie über die fehlenden Kontrollen?

Georges Corm, Wirtschaftsexperte: Das ist ein altes Problem, das ganz und gar nicht neu ist.
Die Regierung hat verschiedene internationale und arabische Akteure um Hilfe gebeten, um die Flüchtlinge zu unterstützen, aber die libanesische Regierung hat nicht bekommen, worum sie gebeten hat.

Shaden Ellakkis, Euronews: Welche Lösung befürworten Sie?

Georges Corm, Wirtschaftsexperte: Die Lösung besteht darin, dass sich die Lage in Syrien beruhigt, damit die syrischen Flüchtlinge in ihr Land zurückkehren können.

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