Atomgespräche: Ruhani will den Streit beilegen

Atomgespräche: Ruhani will den Streit beilegen
Von Euronews
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“Der Augenblick der Wahrheit im Atomstreit mit Iran rückt näher. Die Konfliktparteien kommen zu einer neuen Verhandlungsrunde in Genf zusammen, doch diesmal wird alles anders sein: Denn der neue iranische Präsident Hassan Ruhani will den Streit mit dem Westen ein für allemal beilegen”, erläutert unsere Korrespondentin Fariba Mavvadat. Allerdings machte der stellvertretende Außenminister Irans, Abbas Araghchi, im staatlichen Fernsehen klar, dass sein Land keineswegs alle Forderungen des Westens erfüllen werde: “Die Anreicherung von Uran wird nicht gestoppt, nicht einmal einen Tag lang. Verhandelbar sind nur die Menge und der Anreicherungsgrad. Das angereicherte Uran ins Ausland zu bringen, ist unsere rote Linie. Aus unterschiedlichen Gründen sind wir dagegen, dass auch nur ein Gramm Uran ins Ausland gebracht wird.” Präsident Ruhani will so schnell wie möglich eine Beilegung des Streits und eine Aufhebung der damit verbundenen Sanktionen herbeiführen. Denn diese lähmen die Wirtschaft seines Landes. Während seines ersten Auftritts im Ausland vor der UN-Vollversammlung in New York versicherte Ruhani der Welt, dass der Iran keine Atombomben bauen wolle. Dafür erhielt er viel Zustimmung, auch von der Regierung in Washington. Doch nach all den schönen Worten will der Westen nun Taten sehen.

Keine der vorangegangenen Verhandlungsrunden brachte Fortschritte, geschweige denn einen Durchbruch. Was bringen die neuen Gespräche? Ist ein Sinneswandel eingetreten, gibt es einen Politikwechsel? Oder gibt es nur einen neuen Präsidenten im Iran?
Wir begrüßen bei uns im Studio Naser Hadian, Fachmann für internationale Beziehungen an der Universität Teheran. Professor Hadian, was ist neu?

Naser Hadian:
Es gibt einen Sinneswandel, einen Politikwechsel und einen neuen Präsidenten.

euronews:
Was hat sich vor Ort verändert? Was bietet Teheran im Tausch dagegen an, dass die wirtschaftlichen Sanktionen aufgehoben werden?

Naser Hadian:
Was wir wollen, ist eine Fähigkeit, die im Grunde genommen bereits erreicht worden ist.

euronews;
Welche?

Naser Hadian:
Wir besitzen die Kenntnisse und die Technologie der Anreicherung sowie jene über die Technologie des Brennstoffzyklusses.

euronews:
Zu welchem Zweck?

Naser Hadian:
Das bringt uns eine Reihe von Vorteilen, darunter den einer Abschreckung.

euronews:
Wer soll abgeschreckt werden?

Naser Hadian:
Mögliche Feinde, es geht nicht um einen bestimmten Feind. Freunde und Feinde können wechseln, doch die Interessen bleiben im Grunde die gleichen, zumindest die wichtigsten Interessen.

euronews:
Wenn der Iran keine Atomwaffen hat, sondern nur eine bestimmte Menge schwach angereichertes Uran für ein unvollständiges Waffenprogramm, wird sich niemand davon abschrecken lassen.

Naser Hadian:
Doch man wird wissen, dass wir das Potential haben, das Wissen und die Technologie.

euronews:
Iran hat seine Haltung gegenüber dem Westen geändert, nach den Worten des Religionsführers Ajatollah Khamenei beschreitet Iran den Weg der heldenhaften Nachsicht gegenüber dem Westen. Schadet das dem revolutionären Geist nicht?

Naser Hadian:
Wie bereits gesagt bin ich hinsichtlich des iranischen Nuklearprogramms optimistisch, leider bin ich weniger optimistisch, was die Beziehungen zwischen Iran und den USA anbelangt. Jemanden verwünschen kostet nichts, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu verbessern, kostet jeden, der er es versucht, eine Menge. Das dämpft meinen Optimismus. Doch ich will nicht ausschließen, dass sich eine Lösung des Atomstreits positiv auf die Beziehungen zwischen den USA und Iran auswirken kann. Das könnte zu einer bestimmten Dynamik und zu besseren Beziehungen führen, als wir sie jetzt haben.

euronews:
Es gibt jedoch auch Widerstand im Iran gegen die neue Politik Ruhanis. In welchem Maß könnte das diese neue Politik beeinflußen?

Naser Hadian:
Das ist nicht ausgeschlossen. Es gibt starke Gruppen, weniger was ihre Größe als vielmehr was ihren Rückhalt, ihre Ressourcen anbelangt. Schafft es Ruhani nicht, in absehbarer Zeit Ergebnisse vorzuweisen, verfügen diese Gruppen über genügend Macht, um Ruhani Hindernisse in den Weg zu legen, Hemnisse auf dem Weg dessen, was er für die iranisch-amerikanischen Beziehungen tun will.

euronews:
Es gibt somit zwei Lager in der Regierung…

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Naser Hadian:
Das hängt davon ab. Wie gesagt, gibt es vorzeigbare Erfolge bei der Verbesserung der Beziehungen, schwächt das die Position der gegnerischen Kräfte.

euronews:
Naser Hadian, herzlichen Dank.

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