Aldo Cazzullo: "Matteo Renzi wird Erfolg haben"

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Sabrina Pisu, Euronews:
“In Italien soll Matteo Renzi eine neue Regierung bilden. Welches sind die Stärken, welches die Schwächen des möglichen neuen Ministerpräsidenten?”

Aldo Cazzullo, Redakteur beim “Corriere della Sera”:
“Schwächen hat er viele. An die Macht kommt er aufgrund von Mauscheleien hinter verschlossenen Türen, ohne Mandat des Volkes. Er hat die hauchdünne Mehrheit einer zerstrittenen Partei. Gegen ihn ist nicht nur Enrico Letta, der selbstverständlich wütend ist, sondern auch ein guter Teil des italienischen Establishments, das keinen Wechsel an der Regierungsspitze will.
Er hat zwei Stärken: Das ist zum einen er selbst. Renzi hat zwar viele Nachteile, einige hat er in den letzten Tagen offenbart. Allerdings hat er eine Dynamik wie kein zweiter italienischer Politiker in den letzten zwanzig Jahren.
Für ihn spricht auch die Lage in Italien, denn ein Teil der Menschen wartet nur auf ein politisches Erdbeben, um neu starten zu können.
Wenn Italien nun Reformen schafft, indem es seine Ausgaben kürzt, angefangen bei den Gehältern der Abgeordneten, indem es Steuerwesen und Bürokratie verschlankt und indem es Arbeitslosen Hoffnung schenkt, dann könnte Renzi es schaffen.”

Euronews:
“Matteo Renzi ist der dritte Ministerpräsident in zwei Jahren. Warum sollte gerade er es schaffen?”

Aldo Cazzullo:
“Ich habe den Eindruck, dass Monti und Letta – trotz allem sehr gute Ministerpräsidenten – sich Europa gegenüber mit einer Art italienischem Minderwertigkeitskomplex gezeigt haben. Sie haben viel Wert darauf gelegt, sich gut auf Englisch zu verständigen, sie stellten kaum Forderungen. Allerdings muss sich Italien in Europa Gehör verschaffen, wenn es sein muss selbst in fehlerhaftem Englisch. Es muss all sein Gewicht, seine Interessen, seinen Bedarf an öffentlichen Investitionen und neuen Jobs in die Waagschale werfen.”

Euronews:
“Welches sind die nächsten Hürden für Matteo Renzi auf dem Weg zur Regierung?”

Aldo Cazzullo:
“Zuallererst muss er ein solides Kabinett zusammenstellen. Die Namen, die im Umlauf sind, sind nicht gerade spektakulär neu. Dann muss man sehen, welchen Rückhalt sein Team nicht nur im Parlament, sondern im ganzen Land haben wird.”

Euronews:
“Welche wichtigen Punkte dürfen im Programm nicht fehlen?”

Aldo Cazzullo:
“Arbeit, Arbeit, Arbeit. Das ist absolute Priorität. Es geht nicht nur darum, Geld in Umlauf zu bringen. Es gibt in Italien eine Finanzkrise, klar, aber es gilt, das Vertrauen wiederherzustellen, vor allem bei den Jungen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt derzeit bei mehr als 40 Prozent, einer von vier jungen Menschen arbeitet nicht, studiert nicht, macht keine Ausbildung. Kein Land kann so weitermachen. Es geht darum, das Land wieder in Bewegung zu setzen, den Jungen Arbeit zu geben. Ich denke, er hat die Chance auf Erfolg.”

Euronews:
“Wird Matteo Renzi also Erfolg haben?”

Aldo Cazzullo:
“Ja.”

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