Griechenland: Bildungs- und Gesundheitswesen in der Krise

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Das Bildungs- und Gesundheitswesen, das ist das Rückgrat jeder Gesellschaft. In Griechenland hat es immer Probleme gegeben, die Krise hat sie

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Das Bildungs- und Gesundheitswesen, das ist das Rückgrat jeder Gesellschaft. In Griechenland hat es immer Probleme gegeben, die Krise hat sie schlimmer gemacht. Eltern, Schüler, Lehrer – alle sind sich einig, dass Bildung für die Politiker des Landes keinen Vorrang hat. Die Krise hat zusätzliche Kürzungen gebracht.

Nikos und Maria Katsoulis sind Hochschullehrer. Sie haben vier Kinder und kennen sich mit dem Bildungswesen aus – als Eltern und als Lehrer. “Alle kinderreichen Familien, so wie wir, geben sich Mühe, über die Runden zu kommen. Die Lehrer auch, die meisten sind aber beurlaubt”, meint Nikos. Und Maria: “Ich denke, dass das Lernen in Griechenland noch existiert, weil es den Willen dazu gibt, den Glauben daran. Das Ziel von uns Lehrern ist, die Dinge zu ändern und unseren Kindern das Beste zu geben, was wir können. Auch Eltern tun das.”

Nikos Kiriakidis ist Grafik-Lehrer. Er ist seit eineinhalb Jahren beurlaubt und wartet auf die Rückkehr in seinen Beruf. Nikos: “Ich weiss nicht, wo ich hin gehen soll, also bleibe ich zu Hause und kümmere mich um die Familie. Ich koche, backe und schicke meiner Tochter hausgemachtes Essen. Sie studiert in Thessaloniki. Ich helfe meinem Sohn, ich brauche keine Antidepressiva zu nehmen. Ich fühle mich nicht nutzlos.”

Selbst in seiner Situation wünscht Nikos sich noch, dass die Dinge in Griechenlands Bildungssystem besser werden. Seiner Meinung nach fehlt vor allem eine Vision. “Eine Vision und Geld”, meint der Student Dimitris. Die Generation der “Sparpolitik-Studenten” setzt große Hoffnungen in die nächste Regierung: “Wir hoffen auf großzügige Finanzierungen. Griechenland ist eines der hinteren Ländern in der EU und der Eurozone, wenn es um den Bildungsbereich geht.”

Die Ausgaben für das Bildungswesen in Griechenland liegen mit 4,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts unterhalb dem EU-Durchschnitt und weit unterhalb etwa denen Dänemarks oder Frankreichs. Vor allem im Gesundheitswesen waren die Folgen der Krise für Jedermann zu spüren, noch schwerer hat es die ohnenhin schon Schwachen getroffen. Ältere Leute mit Gesundheitsproblemen müssen nun noch mehr Geld bezahlen.

“In der Gesundheitsversorgung ist alles weggebrochen”, meint eine ältere Dame in Athen, “wir finden keine Ärzte, Medikamente sind teurer; die billigeren sind Generika und machen manche Leute krank. Manche Leute kaufen kein Brot, um sich Medikamente leisten zu können.” Die Ausgaben für das Gesundheitswesen sind seit Jahren zusammengestrichen worden. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkiet gestiegen.

Evangelos Fragoulis ist Arzt und Vorsitzender einer Mediziner-Gewerkschaft: “Das staatliche Gesundheitssystem in Griechenland ist mit dem Arbeitsplatz verknüpft. Es gab also eine Welle von zwei Millionen Menschen, die mit ihrem Job auch ihre Gesundheitsversorgung verloren haben.”

Eine weitere Folge der Krise: weniger und schlechter bezahlte Arbeitsplätze für Ärzte. Tausende griechische Mediziner haben das Land verlassen, um im Ausland Arbeit zu finden. Fragoulis: In den vergangenen sechs Jahren haben allein 7500 Ärzte den Bezirk Athen verlassen. Sie versuchen, vor allem in Großbritannien, Skandinavien und Deutschland eine bessere Stelle zu finden.”

Für die Verantwortlichen ist klar: Selbst bei Geldmangel sollten Bildung und Gesundheit eine höhere Priorität genießen. euronews-Reporterin Nikoleta Drougka meint: “Griechenlands Wähler werden am Sonntag müde und enttäuscht an die Urnen gehen. Die schwierige Lage im Bildungs- und Gesundheitswesen hat dazu geführt, dass sie sich wie Bürger zweiter Klasse fühlen. Sie erwarten deshalb von der nächsten Regierung, dass sie dieses Gefühl vertreibt – und zwar mit Handlungen.

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