Kurden in der Türkei: Viele fürchten neue Gewalt

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Von Euronews
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In der Türkei leben geschätzt rund 14 Millionen Kurden. Die meisten im Südosten des Landes. Dort hatte denn auch die prokurdische Partei HDP, die

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In der Türkei leben geschätzt rund 14 Millionen Kurden. Die meisten im Südosten des Landes. Dort hatte denn auch die prokurdische Partei HDP, die Demokratische Partei der Völker, ihre Hochburg. Am 7. Juni geht es für die HDP um viel: Sollte sie an der Zehnprozenthürde scheitern, wird sie weiter nicht im Parlament vertreten sein. Sollte sie die Hürde aber nehmen, hätte die regierende AKP nur wenig Chancen, die absolute Mehrheit zu erreichen.

Wir fahren nach Mardin, einer sehr alte Stadt. Hunderte Jahre alte Häuser und das religiöse Erbe haben aus Mardin eine bedeutende Touristenattraktion gemacht. Hier, 20 Kilometer nördlich der Grenze zu Syrien, leben die Menschen in Frieden. Mithat Sancar ist HDP-Kandidat aus Mardin: “Die Kurden erwarten eine starke Vertretung und eine Politik, die sich engagiert für ihre Rechte einsetzt. Das erwarten sie. Am allermeisten erwarten sie aber ein Ende des Kriegs. Oder anders gesagt: Sie wollen einen anhaltenden Frieden. Die Kurden wollen einen gerechten Frieden und eine demokratische Lösung für die Kurdenfrage.”

Wählerwanderung von AKP zur HDP
Seit 2012 gibt es einen Friedensprozess zwischen Türken und Kurden. Der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan führt die Gespräche von der Gefängnisinsel İmralı aus über kurdische Parlamentarier und Verwandte. Die regierende AKP hat sich in ihrer 12-jährigen Regierungszeit auf die Kurden zubewegt, und viele Kurden haben für die AKP gestimmt; beziehungsweise: für Erdogan. Aber diesmal könnte es anders sein. Die Wanderung von Wählerstimmen von der AKP zur HDP scheint unvermeidlich. Die AKP-Kandidaten versuchen, dies einzudämmen.

Orhan Miroğlu ist Kurde und Kandidat der AKP in Mardin. “Diese Region hier kann nicht als eine geschlossene politische Einheit beschrieben werden. Die AKP ist genau so stark wie die HDP. In manchen Städten liegt die AKP vorn, in anderen die HDP.”

Die sozialdemokratische CHP versucht auch, in den kurdischen Städten Fuß zu fassen, hat es aber schwer. Und die rechtsnationalistische MHP versucht öffentlich, nicht alle Kurden mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK gleichzusetzen.

Friedensprozess in Gefahr?
Der Friedensprozess könnte ins Stocken geraten, wenn die HDP nicht ins Parlament einzieht. Nicht wenige fürchten bereits eine Rückkehr der Gewalt. Auch vermuten viele, sollte die HDP an der Zehnprozenthürde scheitern, dann vor allem wegen einer Sache: Wahlfälschung. Aber es geht nicht nur um den Friedensprozess. Die Kurden wollen auch, dass mehr in ihre Region investiert wird.

Ein Passant aus Mardin meint: “Die jungen Leute wollen Jobs. Die Arbeitslosigkeit im Südosten ist am höchsten. Es gibt keine Arbeit. Das ist das, was die jungen Leute vor allem verlangen. Ein gutes Leben, Verbundenheit und Frieden. Das ist alles.”

Unser Korrespondent Bora Bayraktar war vor Ort in Mardin und hat sich ein Bild gemacht. Sein Fazit: “Auch wenn manche das Gegenteil vermuten: Eine einheitliche kurdische Wählerschaft gibt es nicht. Die Menschen in dieser Region haben ganz unterschiedliche Erwartungen und unterschiedliche Anliegen. Das spiegeln diese Wahlen wieder. Diejenigen, die sich die vergangenen 30 Jahre anschauen, halten eine Rückkehr der Gewalt für sehr wahrscheinlich. Doch in Mardin, der Heimat verschiedener Kulturen und Identitäten, sieht es anders aus. Diese Stadt mit Kurden, Türken, Arabern und Aramäern zeigt, dass auch das friedliche Zusammenleben möglich ist.”

Website der HDP
Website der HDP
Website der AKP
Website der AKP
Website der CHP
Website der MHP
“Website von Mardin”.http://www.mardin.bel.tr/Default.aspx

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