Platini droht lebenslange Sperre - Blatter womöglich auch

Platini droht lebenslange Sperre - Blatter womöglich auch
Von Euronews
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Michel Platini und Joseph Blatter kämpften jahrelang erbittert um die Macht im Weltfußball – nun bleiben die beiden Spitzenfunktionäre womöglich für

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Michel Platini und Joseph Blatter kämpften jahrelang erbittert um die Macht im Weltfußball – nun bleiben die beiden Spitzenfunktionäre womöglich für immer von der großen Bühne ausgesperrt. Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission hat gegen den bislang suspendierten UEFA-Chef Michel Platini und wohl auch gegen Blatter eine lebenslange Sperre gefordert. Das teilte Thibaud d’Ales als Anwalt Platinis mit. Nach Informationen der Zeitung «Welt» gelte dies auch für den ebenfalls suspendierten Blatter.

Platinis Anwalt sprach von einem «puren Skandal» sowie einer Übertreibung, solch ein Strafmaß zu fordern. «Das zeigt uns, dass die Kommission nicht glaubwürdig ist. Es gibt nicht ein Element in diesem Fall, das den Verdacht bestätigt», sagte d’Ales der Nachrichtenagentur AP und setzt bei der Verteidigung seines prominenten Mandanten offenbar auf den Internationalen Sportgerichtshof CAS.

Der Gang vor den CAS bleibe auch laut Blatter-Berater Klaus Stöhlker «weiter ein Thema». Der Präsident warte die Unterlagen ab, sagte Stöhlker auf dpa-Anfrage. Über vergleichbare Informationen, ob auch für ihn eine lebenslange Sperre gefordert werde, habe Blatter aber nicht. Laut FIFA-Kreisen hält Blatter die Reaktion der Ethikkommission allerdings für überzogen.

Nach «Welt»-Informationen schlägt die Ermittlungskammer Folgendes vor: Sollte Blatters Vergehen als korrumpierend gewertet werden, solle er lebenslang für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt werden. Werde nur ein Interessenskonflikt samt Urkundenfälschung geahndet, solle er für zehn Jahre verbannt werden.

Die Untersuchungskammer der Ethikkommission hatte in der vergangenen Woche ihren Schlussbericht zu Platini und Blatter fertiggestellt und darin «Anträge für Sanktionen» gestellt. Der Fall liegt nun bei der rechtsprechenden Kammer unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert.

Hintergrund der Affäre ist eine dubiose Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Blatter 2011 an Platini geleistet hatte. Beide behaupten, dass das Geld für Beratertätigkeiten angewiesen wurde, die Platini von 1999 bis 2002 für die FIFA geleistet haben soll. Die Ethikkommission der FIFA hatte daraufhin Blatter und Platini am 7. Oktober für 90 Tage von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen.

«Die FIFA will zeigen, dass es keinen Vertrag zwischen Blatter und Platini gibt. Wir haben die Beweise, dass solch ein Deal existierte. Wir werden dies an den CAS schicken, der den Fall fair innerhalb einer kurzen Zeit verhandelt», ergänzte d’Ales. In der Vergangenheit waren Verdächtigungen aufgekommen, dass das Geld von Blatter an Platini für dessen Unterstützung bei der FIFA-Präsidentschaftwahl 2011 gewesen sei. Damals galten die beiden Spitzenfunktionäre, die die Vorwürfe zurückweisen, noch als Verbündete.

Der Ethikkommission vertraut der Platini-Seite wohl nicht mehr. Bereits im Dezember wird von diesem Gremium ein Urteil erwartet. Gerade für Platini drängt die Zeit. Der Franzose will am 26. Februar 2016 auf dem außerordentlichen Kongress die Nachfolge von Blatter antreten, der seinen Rücktritt angekündigt hat. Bis dahin braucht er einen Freispruch und müsste zugleich den Integritätscheck bestehen.

Sowohl Platini als auch Blatter sind derzeit von allen Tätigkeiten im Fußball ausgeschlossen. Damit werden die beiden Machtmenschen auch nicht bei der FIFA-Exekutivsitzung am 2./3. Dezember in Zürich dabei sein. Dort soll der Reformprozess innerhalb der FIFA vorangetrieben werden.

Unter Punkt neun der Tagesordnung steht der Bericht von Francois Carrard, der Vorsitzende der Reformkommission. Das Gremium war nach den anhaltenden Korruptionsskandalen ins Leben gerufen worden und sollte Vorschläge für strukturelle Erneuerungen innerhalb der FIFA erarbeiten.

Bei den Vorschlägen der Reformkommission soll es auch um ein Alterslimit von 74 Jahren für Exekutivmitglieder, einer Begrenzung der Amtszeit des FIFA-Präsidenten auf zwölf Jahre und die Veröffentlichung von Kompensationszahlungen an Top-FIFA-Funktionäre gehen.

Auf der Exekutivsitzung soll zudem über den Stand der Schweizer- und US-Ermittlungen im Korruptionsskandal informiert werden. Ursprünglich sollte die Sitzung am 17./18. Dezember am Rande der Club-WM in Japan stattfinden, war aber noch vor der Blatter-Suspendierung nach Zürich verlegt worden. Der Noch-FIFA-Chef meidet seit den Ermittlungen der Justiz Reisen ins Ausland.

(dpa)

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