Der Schulz-Effekt: vom Buchhändler zum Bundeskanzler?

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Von Andrea Büring
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Wie ist der Hype um den vor wenigen Wochen in Deutschland noch relativ unbekannten SPD-Politiker zu erklären?

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Er ist der Hoffnungsträger der deutschen Sozialdemokraten: Martin Schulz. Seit seiner Ernennung zum Kanzlerkandidaten hat die SPD wieder gut lachen: Die lange schwächelnde Partei verzeichnete einen Aufwärtstrend. Manche Meinungsforscher sprechen vom Schulz-Effekt.

Eigentlich verwunderlich, hat der frühere Bürgermeister von Würselen doch abgesehen von seinen Ämtern in Brüssel kaum politische Erfahrungen in Deutschland gesammelt.

Deutschland ist nicht nur Berlin. Wir leben hier auch in mittleren Städten und in vielen kleinen Dörfern. Überall muss man gut leben können!

— Martin Schulz (@MartinSchulz) 27. Februar 2017

Schulz geht mit den Menschen auf Tuchfühlung, wie am Wochenende in Brandenburg. Der SPD-Politiker hat kein Abitur, war mit 18 Jahren Alkoholiker, schaffte den Entzug und wurde Buchhändler, bevor er ins Rathaus einzog. Er gilt als menschlich und bodenständig. Und das kommt an. Würde der Kanzler direkt gewählt, zöge Schulz laut Infratest Dimap derzeit an Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbei.

Und: Wäre am Sonntag gewählt worden, hätte die SPD die CDU um einen Prozentpunkt überflügelt.

Auf die Frage, welche Partei die nächste Regierung in Berlin stellen soll, nannte sogar jeder zweite Befragte die Sozialdemokraten.

#Sonntagsfrage#Bundestagswahl#btw17 CDU/CSU 31%/ SPD 32%/ Linke 7%/ Grüne 8%/ FDP 6%/ AfD 11%.. https://t.co/H5mCeffiQcpic.twitter.com/ZbMLsQFz8B

— infratest dimap (@infratestdimap) 24. Februar 2017

Eine mögliche Erklärung: Nach drei Amtszeiten sind die Deutschen Merkel-müde. Galt sie früher als Garant für Stabilität, wurde sie zuletzt stark für ihren zu zaghaften Umgang mit der Türkei ins Visier genommen. Aus den eigenen Reihen hagelte es Kritik, weil sie sich nicht auf eine Flüchtlingsobergrenze festlegen wollte.

Befragte, die noch vor einem Monat die CDU als einzige Möglichkeit sahen, um die rechtspopulistische AfD zu schwächen, finden sie nun in der SPD eine Alternative. Das gleiche gilt für gemäßigte AfD-Anhänger, die eine vierte Amtszeit von Angela Merkel verhindern wollen.

Gute Aussichten für die Sozialdemokraten, die zuletzt allerdings leicht getrübt wurden: Hintergrund sind Schulz’ Forderungen, bei den Arbeitsmarktreformen “Agenda 2010” nachzubessern. So sollen Arbeitslose länger als bisher Arbeitslosengeld I erhalten und Arbeitsverträge nur noch bei sachlicher Begründung befristet werden dürfen.

Forderungen, denen Merkel umgehend eine Absage erteilte. Das Festhalten an den Reformen sei eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolgs Deutschlands.

ARD #DeutschlandTREND: Korrekturen an der #Agenda2010 fänden Zustimmung über Parteigrenzen hinweg https://t.co/PLeUnt4hE7pic.twitter.com/DIQdZ6TauG

— infratest dimap (@infratestdimap) 24. Februar 2017

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