Wachstum in der Eurozone: "Kranker Mann" in Hochform

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Die Wirtschaft in der Eurozone ist auf robustem Wachstumskurs. Politische Risiken durch “Brexit” oder die Politik von US-Präsident Donald Trump hin, politische Risiken her. Im zweiten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 19 Ländern des Währungsraums um 0,6 Prozent zum Vorquartal gewachsen, so das europäische Statistikamt Eurostat nach einer ersten Schätzung. Im Jahresvergleich legte das BIP um 2,1 Prozent zu.

#Eurozone growth rises in second quarter of 2017
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Damit war der Zuwachs in Quartal 2 doppelt so kräftig wie in Großbritannien, dessen Wirtschaft unter den Unsicherheiten des geplanten EU-Austritts leidet. Schon im ersten Quartal war die Wirtschaft in den 19 Staaten der Währungsunion stärker gewachsen als in den USA – 0,5 Prozent. “Während die Euro-Zone noch bis vor kurzem als kranker Mann galt, kommt die Genesung nun erstaunlich schnell voran”, sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz, Liechtenstein.

WENIGER ARBEITSLOSE, GUTE STIMMUNG

Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit mehr als acht Jahren nicht
und die Stimmung in der Wirtschaft so gut wie zuletzt vor Ausbruch
der weltweiten Finanzkrise.

EU unemployment – lowest rate since 2008 – #EU#SuccessStoryEU_Eurostat</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/EuEconomy?src=hash">#EuEconomy</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/unemployment?src=hash">#unemployment</a> <a href="https://t.co/8DUzglWW06">https://t.co/8DUzglWW06</a></p>— Jan Op Gen Oorth (janopgenoorth) 1 août 2017

Und Zahlen aus Deutschland für das zweite Quartal könnten weiter Schub geben. “Die hiesige Wirtschaft profitiert vom breiten Aufschwung in den großen Euro-Staaten. Im zweiten Quartal sind 0,6 Prozent Wachstum drin”, so Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank LBBW, Stuttgart. Ob er Recht behält, wird sich Mitte des Monats zeigen, wenn die deutschen Statistiker die neuen Zahlen präsentieren. Für Frankreich liegen sie bereits vor: Das BIP stieg hier von April bis Juni das dritte Quartal in Folge um 0,5 Prozent.

Auch Spanien ist längst aus dem Konjunkturtal heraus und zählt mit einer Wachstumsrate von zuletzt 0,9 Prozent sogar zur Spitzengruppe in der Währungsunion. Ein Nachzügler bleibt Italien: Die Wirtschaft des von hoher Staatsverschuldung und einem riesigen Berg fauler Kredite im Bankensektor belasteten Landes dümpelt seit langem vor sich hin: Auch im ersten Quartal fiel das Plus mit 0,4 Prozent recht mager aus.

Dass Südstaaten wie Italien nunmehr aber immerhin auf Wachstumskurs eingeschwenkt sind, stimmt Ökonom Michael Holstein von der DZ Bank, Frankfurt, optimistisch: “Während in den vergangenen Jahren positive Entwicklungen in Staaten – wie etwa Deutschland – durch Rückschläge in südeuropäischen Staaten konterkariert wurden, geht es inzwischen in allen europäischen Ländern aufwärts.” Für die Jahre 2017 und 2018 sagen die jüngsten Prognosen der EU-Kommission Wachstum in allen Staaten des Euro-Raums voraus: “Damit steigen die Chancen auf ein sich selbst verstärkendes Wachstum”, so der Ökonom.

Auch EZB-Chef Mario Draghi spricht von einer “kräftigen Erholung” und hat für den Herbst eine Diskussion in Aussicht gestellt, um über die Zukunft der von der Zentralbank betriebenen Geldschwemme zu beraten. Sie hat inzwischen Wertpapiere für mehr als zwei Billionen Euro in ihre Bücher genommen, um die Konjunktur anzuschieben und die aus ihrer Sicht unerwünscht niedrige Inflation anzuheizen.

GLEICHE LIGA WIE DIE USA

Auch wenn der Preisanstieg trotz aller Geldspritzen bislang nicht richtig in Gang gekommen ist, sind die Konjunkturaussichten rosig: “Nach dem starken zweiten Quartal sind jetzt für 2017 sogar mehr als zwei Prozent Wachstum drin”, sagte Chefökonom Jörg Zeuner von der Förderbank KfW, Frankfurt. Damit würde der Währungsraum in dieser Hinsicht wieder in einer Liga mit der seit längerem brummenden US-Wirtschaft spielen: Der Internationale Währungsfonds veranschlagt für die Vereinigten Staaten 2,1 Prozent Wachstum in diesem Jahr. In der weltgrößten Volkswirtschaft sorgt sich die Notenbank aber um das Investitionsklima, da Präsident Donald Trump noch keines seiner Großvorhaben wie etwa die Gesundheits- oder Steuerreform durch den Kongress gebracht hat.

su mit dpa, Reuters

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