Amsterdams politisch korrekte "Schwarze Peter"

Amsterdams politisch korrekte "Schwarze Peter"
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Von Euronews mit CHARIS MCGOWAN
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Der Rassismus-Streit um den Brauch des "Sinterklaas" und seiner schwarzen Helfer geht weiter...

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Wie jedes Jahr reist “Sinterklaas” – der Nikolaus – dieser Tage durch die Niederlande und bringt mit seinen schwarzen Helfern, den “Zwarte Pieten” (Schwarze Peter) den Kindern Süßigkeiten und Geschenke. Seine Ankunft (auf dem Boot) wird jedes Jahr in einer anderen Stadt normalerweise am Samstag nach dem Martinstag mit großem Aufwand in Szene gesetzt und im Fernsehen übertragen – in diesem Jahr in Dokkum am 18. November. Amsterdam feiert ebenfalls alljährlich die Ankunft, die “Intocht”.

Der Tradition zufolge kommt Sinterklaas aus Spanien angereist. Gut drei Wochen fährt er durchs Land und verteilt mit den “Zwarten Pieten” Süßigkeiten, bis zum eigentlichen Kinderfest am 5. Dezember, dem “Päckchenabend” vor dem Nikolaustag, an dem es Geschenke gibt. In diesen drei Wochen stellen die Kinder Schuhe vor die Tür, den Kamin oder die Heizung, denn es könnte ja in der Nacht ein “Schwarzer Peter” durch den Schornstein gekommen sein und etwas in den Schuh gesteckt haben. Ein “Sinterklaas”-Journal berichtet den Kindern in den drei Wochen über Sinterklaas’ Abenteuer. Der jahrhundertealte Brauch geht darauf zurück, dass ursprünglich am 5. Dezember in der Kirche Geld und Geschenke gespendet wurden, um die Armen am 6. Dezember zu beschenken.

Doch um Sinterklaas’ dunkelhäutige Helfer gibt es seit einigen Jahren immer mehr Streit. Denn viele Niederländer empfinden sie heutzutage mit ihren “Mohren”-Kostümen, der schwarz angemalten Haut und dicken rot geschminkten Lippen als diskriminierend und den Brauch als rassistisch. Als Reminiszenz an die kolonialistische Vergangenheit der Niederlande. Ein Gericht gab dieser Sichtweise 2014 recht. Die Verfechter halten hingegen das Brauchtum hoch und argumentieren unter anderem, dass die “Schwarzen Peter” doch schwarz seien, weil sie durch den Schornstein schlüpfen und vom Ruß geschwärzt würden.

Nachdem Aktivistengruppen in den vergangenen Jahren bei den Sinterklaas-Straßenumzügen offen zu protestieren begannen und es sogar zu Handgreiflichkeiten kam, und nachdem sich auch die Vereinten Nationen mahnend einschalteten, versuchen zumindest einige Organisatoren, den Brauch politisch korrekt umzuwandeln. Die offiziellen Veranstalter der Ankunftsparade in Amsterdam, SSIA, sind überzeugt: Völlig auf die “Schwarzen Peter” verzichten kann man nicht, sie gehörten zu Sinterklaas wie die Erde zur Sonne. Aber diesmal sind die Helfer nicht vermeintlich schwarzhäutig, sondern nur mit ein paar schwarzen Streifen vom Schornsteinruß versehen. Die neuen Kostüme seien eher an die Kleidung des spanischen Adels des 17. Jahrhunderts angelehnt, heißt es – schließlich komme Sinterklaas ja aus Spanien.

Den Haag und Amsterdam haben ihre “Schwarzen Peter” durch politisch korrekte ersetzt. In etlichen anderen Orten tummeln sich weiterhin die traditionellen “Schwarzen Peter”.

Die Gegner versprachen deshalb auch in diesem Jahr Proteste. In Dokkum wurden entsprechende Demonstrationen verboten, Bereitschaftspolizei leitete Busse mit Aktivisten um. Denn in Dokkum blieb man beim alten “Schwarzen Peter”.

Die Regierung will sich bislang aus der Sache heraushalten. Und so wird das, was eigentlich ein Kinderfest ist, wohl auch in den kommenden Jahren zum Bühne für den Streit um Rassismus und politische Korrektheit werden.

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