Zum ersten Mal ist bei den Filmfestspielen von Cannes auch Saudi-Arabien dabei. Dort gab es 35 Jahre lang ein Kinoverbot.
Für Menschen, die unsichtbar sind, ist die Kamera das Werkzeug.
Palästinensischer Filmemacher
In Cannes geht es eigentlich um den roten Teppich - aber ohne einen pinken Teppich gäbe es das Festival gar nicht. Entlang des pinken Teppichs existiert nämlich der Marktplatz von Cannes. Dort präsentieren sich die verschiedenen Länder in Pavillons. Es geht um den Austausch und das Knüpfen von Kontakten zu Geldgebern. Die Palästinenser und die Saudis sind 2018 dort zum ersten Mal vertreten
Für Palästinenser eine große Sache
Für die Palästinenser, deren Staat international nicht anerkannt ist, hat es eine politische Bedeutung, dass sie sich in Cannes präsentieren dürfen. Das bestätigt Mohanad Yaqubi, Filmemacher aus Palästina: "Für Palästinenser dreht sich alles darum, repräsentiert zu werden. Denn was wir erlebt haben, ist totale Unsichtbarkeit. Für Menschen, die unsichtbar sind, ist die Kamera das Werkzeug. Ich würde sagen, deren Waffe. Das erklärt die besondere Beziehung von Palästinensern zur Kamera."
Nur 50 Meter vom palästinensischen Pavillon entfernt, feiern die Saudis ihr erstes Jahr in Cannes. Das Königreich hatte im vergangenen Monat das Kinoverbot aufgehoben, das 35 Jahre lang in dem Land gegolten hatten. Das neu gegründete saudische Filmkomitee ist direkt mit neun Streifen vertreten, die von jungen Filmemachern gedreht wurden. Einer davon ist Ali Alkalthami: "Ich habe nicht gedacht, dass ich Filmemacher werden kann. In Saudi-Arabien gab es keine Möglichkeit, das zu machen. Man muss sich das also wirklich selbst beibringen. Ich würde eine Menge übers Filmen lesen und mit Filmen experimentieren. Ich würde wirklich einfach eine Kamera nehmen und filmen gehen. Es ist aufregend, in Saudi-Arabien jetzt öffentlichen Raum zu erleben. Was weltweit passiert, ist, dass die Kinobesucher sich verändern und lieber digital konsumieren. Vielleicht passiert das Gegenteil davon in Saudi-Arabien. Denn die Menschen sind jetzt davon begeistert, rauszugehen."
Viel Hoffnung für Cannes 2019
Saudi-Arabien und Palästina sind mit ihren Filmen in diesem Jahr nicht in der offiziellen Auswahl vertreten. Mit ihren Pavillons versuchen sie, für dutzende neue Projekte Geldgeber zu finden. Sie hoffen, dass sie so im nächsten Jahr den pinken Teppich des Marktplatzes gegen den roten Teppich von Cannes tauschen können.