Paris: Gesetz gegen "Ein Klaps hat noch keinem geschadet"

Paris: Gesetz gegen "Ein Klaps hat noch keinem geschadet"
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Von Euronews
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Schluss mit der elterlichen Gewalt gegen Kinder - nach langen Debatten hat die französische Nationalversammlung einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht. Die heißen Diskussionen gehen weiter. Verteidiger der Kinderrechte auf der einen, Verteidiger der Privatsphäre auf der anderen Seite

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Schluss mit der elterlichen Gewalt gegen Kinder - nach langen Debatten hat die französische Nationalversammlung einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht. Die heißen Diskussionen gehen weiter. Verteidiger der Kinderrechte als Teil der Menschenrechte auf der einen, Verteidiger der Privatsphäre, in der der Staat nichts verloren habe, auf der anderen Seite.

"Dafür 51, dagegen 1, abgestimmt haben 54, gültige Stimmen 52, absolute Mehrheit 27"

Die Abgeordneten des französischen Parlaments stimmten mit großer Mehrheit für ein "symbolisches" Verbot von Schlägen durch Mütter und Väter.

Mit langer Vorgeschichte: 2010 scheiterte ein Gesetzesvorschlag, der Kinder besser schützen sollte. Sechs Jahre später wurde ein Gesetz angenommen, das Gewalt in der Erziehung verbietet. Doch 2017 lehnte der Verfassungsrat den entsprechenden Paragrafen aus formalen Gründen ab.

François-Michel Lambert, Abgeordneter aus Emmanuel Macrons Partei „La Republique en Marche”:

"Ein Kind muss das Gefühl haben, dass es um sich einen Raum des Vertrauens hat, des gemeinsamen Aufbaus und der Fähigkeit, eine neue Welt zu bauen, ein neues Modell."

Das künftige Gesetz soll vor allem die Eltern erziehen, ein Vorschlag der Staatssekretärin für die Gleichstellung der Geschlechter, Marlène Schiappa.

Auch First Lady Brigitte Macron ist dafür.

Eingriffe in das Privatleben verurteilen vor allem einige konservative und rechtsextreme Abgeordnete.

Und viele Eltern setzen sich aus dem Anlass mit den Erziehungsmethoden IHRER Eltern auseinander.

Karima Mallem, Paris:

"Als ich klein war, hat mir das was genutzt. Wenn ich ein paar Schläge bekam, merkte ich, dass ich mich danebenbenommen hatte."

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Pierre Canoui, Kinderpsychologe:

"Es muss Grenzen geben, wir müssen manche Sachen stoppen und verbieten, wir müssen ihnen was beibringen, und von der Idee "das Kind ist König" wegkommen. Aber all das ohne körperliche Züchtigung, sondern per Diskussion und positiver Verstärkung."

aus einem Video der Kinderstiftung ("Fondation pour l'Enfance")

In Frankreich hat jetzt der Senat das Wort, die zweite Parlamentskammer – hier haben ländliche Regionen traditionell das stärkere Gewicht.

Wenn das Gesetz durchkommt, ist Frankreich das 55. Land, das körperliche Bestrafung von Kindern verbietet.

54 Länder - darunter 22 der 28 Mitgliedsländer der EU - haben schon ähnliche Gesetze.

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In Deutschland steht Kindern seit November 2000 eine gewaltfreie
Erziehung zu. «Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und
andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig», heißt es im
Bürgerlichen Gesetzbuch. Sanktionen gegen Eltern sind nach Angaben
des Bundesfamilienministeriums aber nicht angedroht.
Allerdings müssen Täter für die Misshandlung und den sexuellen
Missbrauch von Kindern je nach Schwere der Tat mit Strafen von bis zu
zehn Jahren Haft rechnen. Das regelt dann das Strafgesetzbuch.

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