Aeroflot-Notlandung in Moskau: Die bekannten Fakten

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Von Rachael Kennedy mit dpa
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Eine russische Aeroflot-Maschine hat bei einer Notlandung am Moskauer Flughafen Scheremetjewo Feuer gefangen. 41 Menschen starben. Was ist bekannt über die Insassen und den Tathergang?

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Eine russische Aeroflot-Maschine hat bei einer Notlandung am Moskauer Flughafen Scheremetjewo Feuer gefangen. 41 Menschen starben. **Was ist bekannt über die Insassen und den Tathergang? **

Der zeitliche Ablauf

Der Flug SU1492 hob um kurz nach 18 Uhr lokaler Zeit am Sonntagabend in Scheremetjewo in Richtung Murmansk ab. Bereits kurze Zeit nach dem Start gaben die Piloten laut Interfax eine Störung bekannt. Anschließend kehrten sie zurück um notzulanden.

Bei der Landung prallte das Flugzeug mehrere Male vom Boden ab, wie Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken zeigen. Dann fing das hintere Teil des Flugzeugs Feuer. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler platzte der voll befüllte Treibstofftank. 

Das Flugzeug kommt schließlich zum Stehen. Einigen Passagieren gelingt es, das Wrack per Notrutsche verlassen.

In sozialen Medien häuften sich nach dem Unglück Berichte, wonach Fluggäste anderen den Weg zu den Notausgängen versperrten.

Sie sollen sich lieber um ihre Rucksäcke, Handtaschen und Köfferchen in den Ablagen gekümmert haben als darum, anderen zu helfen. Das soll den Passagieren aus den hinteren Reihen kostbare Zeit zur Flucht gekostet haben, heißt es. Dort überlebte kaum jemand. Auch bei Aeroflot wird vor dem Start ausführlich darüber aufgeklärt, dass im Notfall alle persönlichen Gegenstände zurückzulassen sind.

Die größte russische Fluglinie kommentierte zunächst nicht, ob vielleicht mehr Menschen hätten gerettet werden können. Sie sprach zunächst von einem neuen Rekordwert: Die Crew habe nur 55 Sekunden gebraucht, um das Flugzeug zu evakuieren. Im Handbuch sind für diese Notfallmaßnahme 90 Sekunden vorgesehen. Die meisten Menschen an Bord hatten nichts davon.

The Investigative Committee of the Russian Federation/REUTERS

Was ist über die Passagiere bekannt?

Insgesamt waren 78 Menschen an Bord. Das russische Gesundheitsministerium bestätigte in dem sozialen Netzwerk Vkontakte, dass neun Menschen zur Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, drei seien schwer verletzt. 

Die Aeroflot veröffentlichte auf ihrer Webseite eine "unvollständige" Liste der Namen der Überlebenden und sprach den Angehörigen der Verstorbenen Beileid aus. Die Besatzung habe alles Mögliche getan, um die Leben der Passagiere zu retten und Notfallhilfe zu leisten, hieß es in einer Erklärung

Überlebende berichteten von dramatischen Szenen an Bord: Die Flugbegleiter hätten in der Feuersbrunst um das Leben der Gäste gekämpft, sagte der Passagier Dmitri Chlebuschkin. "Die Stewardessen waren dort, wo es extrem heiß war. Dort haben sie die Leute rausgezogen und die Menschen zu den Notausgängen gebracht", erzählte der Mann. "Nur dank der Flugbegleiter bin ich noch am Leben."

Als einen Helden bezeichneten Kollegen und Überlebende den 22 Jahre alten Flugbegleiter Maxim Moissejew, der sich bis zuletzt im Innenraum um die Rettung der Passagiere gekümmert habe. Auch er starb. Rettungskräfte sagten, dass viele Menschen schwere Verbrennungen, aber vor allem Rauchvergiftungen erlitten hätten.

Die Identifizierung der Toten dauert an. 

City News "Moskva"/ Reuters

Was war die Ursache für die Notlandung?

Die Piloten gaben kurz nach der Landung eine Funkstörung bekannt, die Gründe dafür sind nicht bekannt. Laut Aeroflot gab es einen "technischen Fehler". Eine staatliche Kommission untersucht die Vorfälle. Der Flugschreiber wurde geborgen. 

Was ist über das Flugzeug bekannt?

Der Sukhoi Superjet-100 (SSJ) absolvierte seinen Jungfernflug 2017. Die Neuentwicklung wurde erstmals 2009 auf der Pariser Luftfahrtschau vorgestellt. 2012 wurde er von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit zertifiziert. Es war die erste Neuentwicklung der russischen Luftfahrtindustrie seit Jahrzehnten. 

Es gab bereits mehrere Vorfälle mit dem Flugzeugtyp:

2012 starben Dutzende Menschen, als ein SSJ 100 in Indonesien bei einem Demonstrationsflug in einen Berg flog. Dafür wurden ein Pilotenfehler und Mängel in der Luftverkehrssicherheit verantwortlich gemacht.

2013 hatte ein SSJ durch einen Triebwerksschaden Probleme beim Start. Kurz zuvor war Aeroflot gezwungen, zehn Superjets wegen technischer Mängel am Boden zu lassen.

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2016 beließ die russische Luftfahrtbehörde die gesamte Flotte am Boden, aufgrund von Materialschäden. Ein ungewöhnlicher Vorgang, wenn man bedenkt, dass die Flugzeuge noch kein Jahrzehnt alt waren.

Nach dem erneuten Vorfall soll der SSJ laut Verkehrsministerium aber generell im Einsatz bleiben. Aeroflot kündigte an, je Todesfall 5 Millionen Rubel (rund 69 000 Euro) an die Hinterbliebenen zu zahlen.

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