Madrid schafft Umweltzonen ab

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Madrid legt den Rückwärtsgang ein: Vom 1. Juli an ist das Zentrum der spanischen Hauptstadt Madrid wieder für den Straßenverkehr geöffnet.

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Madrid legt den Rückwärtsgang ein: Vom 1. Juli an ist das Zentrum der spanischen Hauptstadt Madrid wieder für den Straßenverkehr geöffnet. Die neue konservative Stadtregierung unter Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida hat beschlossen, die von der bisherigen linken Regierung eingeführten Verkehrsbeschränkungen zurückzunehmen. Damit ist Madrid die erste Stadt in Europa, die Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung wieder rückgängig macht.

Ladenbesitzer in der Umweltzone wie Mari Carmen Girón freuen sich über die Entscheidung. Seitdem die Verkehrsbeschränkungen eingeführt wurden, sind ihre Einnahmen um 40% gesunken. Sie hat sogar darüber nachgedacht, umzuziehen. "Wir haben mit dieser Maßnahme nicht die Umweltverschmutzung reduziert, wir haben nur ein Ghetto für die kleinen Unternehmen geschaffen. Wenn sie das Umweltprogramm 'Madrid Central' nicht aufgeben, wissen wir nicht, wie lange wir noch überleben können", so die madrilenische Ladenbesitzerin.

Auch Pascual Medel von der Bürgerbewegung gegen "Madrid Central" sieht das Umweltprogramm skeptisch: "Wir fordern, das gesamte System in dieser neuen politischen Landschaft zu überdenken, nach neuen Lösungen zu suchen und neue Entscheidungen zu treffen, die die Umsetzung von 'Madrid Central' erträglicher machen."

Rechtskonservative Regierung beendet Klimaschutz

Wie im Wahlkampf versprochen, schaltet der neue Bürgermeister, der mit Stimmen der umstrittenen Partei Vox gewählt wurde, nun die Verkehrskameras in der Stadt aus und stoppt damit das Vorzeigeprojekt 'Madrid Central' der ehemaligen Bürgermeisterin Manuela Carmena. Die neue Regierungskoalition gibt an, dass die Maßnahmen keine Auswirkungen auf die Luftverschmutzung gehabt hätten.

Eine Umweltgruppe bereitet eine Demonstration vor, um gegen den Stopp von 'Madrid Central' zu protestieren. Nach Angaben der Umweltschützer konnten die Stickstoffoxidemissionen im Innenstadtbereich im vergangenen Jahr halbiert werden. Der Sprecher der Organisation "Ecologistas en Acción" Paco Segura: "Die Emissionen konnten massiv reduziert werden. Deshalb ist es umso paradoxer, dass, während keine andere Umweltzone in Europa ausgesetzt wird, diejenige, die in den ersten sechs Monaten nach ihrer Umsetzung am besten funktioniert hat, dass diejenige nun zurückgedreht wird. Es ist ein Widerspruch."

Austoß von Emissionen durch Umweltzonen bis zu 48 Prozent gesunken

Laut spanischer Verkehrsstatistik hat der Verkehr auf den Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt um bis zu 24 Prozent abgenommen. Die Emissionen gingen in der Innenstadt im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent zurück, im gesamten Stadtgebiet um 16 Prozent.

Passantin in der Madrider Innenstadt

Die Meinungen der Menschen auf den Straßen Madrids sind gespalten. "Für die, die zur Arbeit kommen müssen - sie lassen uns nicht zur Arbeit fahren. So einfach ist das", sagt ein Mann. Eine Passantin meint: "Was die Luftverschmutzung betrifft, kehren wir wieder zurück: zum Einatmen von Abgasen."

Im Moment können alle Autos durch das Zentrum von Madrid fahren - ohne Gefahr einer Geldstrafe. Aber 'Madrid Central' ist vielleicht nicht so einfach rückgängig zu machen. Ein kürzlich von Manuela Carmena veranlasster Umbau hat auf der 'Gran Via', einer der belebtesten Straßen der Stadt, den Platz für Autos zugunsten der Fußgänger reduziert. Wenn die Verkehrsbeschränkungen aufgehoben sind, wird diese Straße zu einer Falle für Autofahrer.

EU droht mit Sanktionen

Und das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die neue lokale Regierung auseinandersetzen muss: Die Europäische Union droht, dass Spanien und seine Hauptstadt mit Sanktionen rechnen müssen, wenn sie keinen alternativen Plan zur Bekämpfung der Luftverschmutzung vorlegen.

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