Pier beinah gerammt: Neuer Vorfall mit Kreuzfahrtschiff

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Von Anja Bencze mit dpa
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Diesmal wurde niemand verletzt, der Zusammenstoß des Kreuzers mit anderen Schiffen konnte in letzter Sekunde verhindert werden. Dennoch ist die Wut der Menschen in Venedig groß. Sie fordern die Verbannung der Riesenschiffe aus der Lagunenstadt.

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In Venedig ist am Sonntag erneut ein Kreuzfahrtschiff nur haarscharf an einer Katstrophe vorbeigeschliddert.

Videoaufnahmen zeigen, wie sich die "Costa Deliziosa" bei starkem Regen und Gewitter scheinbar ungezügelt der Anlegestelle unweit des Markusplatzes nähert.

Dabei verfehlte das fast 300 Meter lange Schiff, das über 2800 Gäste an Bord nehmen kann, nur knapp eine Jacht und weitere Boote, wie italienische Medien berichteten. Ein Schlepper konnte das mehr als 60 Tausend Tonnen schwere Schiff gerade noch rechtzeitig aus der Schusslinie ziehen.

Der Kapitän habe trotz extremer Umstände immer die Kontrolle gehabt, hieß es seitens des Kreuzfahrtunternehmens. Das Schiff habe seine Reise wie geplant fortsetzen können.

Dennoch ist die Wut der Menschen in Venedig groß. Sie fordern die Verbannung der Riesenschiffe aus der Lagunenstadt. "Verbrecher" und "sie gehören alle ins Gefängnis", hört man Augenzeugen auf Videos rufen, als sich die "Deliziosa" dem Pier nähert.

"Solange es keine Toten gibt, passiert nichts in Venedig", twitterte die deutsche Schriftstellerin Petra Reski, die in Venedig lebt.

Es sei sowieso schon "Wahnsinn", die Kreuzer in die Lagune fahren zu lassen - bei schlechtem Wetter sei es jedoch "kriminell", erklärte das Anti-Kreuzfahrtschiff Komitee "No Grandi Navi".

Erst Anfang Juni war ein Kreuzer beim Anlegen außer Kontrolle geraten und in ein Boot voller Reisegäste gekracht. Vier Menschen wurden verletzt. Die Kreuzfahrtgesellschaft machte damals ein "technisches Problem" verantwortlich. Der Streit über die großen Kreuzer tobt seit Jahren.

Künftig Terminals außerhalb der Lagune?

Verkehrsminister Danilo Toninelli kündigte noch am Sonntag eine sofortige Untersuchung zu dem neuen Vorfall an.

"Nach 15 Jahren, in denen nichts passiert ist, stehen wir vor einer Lösung", versprach er. Jedoch zeichnet sich nicht wirklich ein Ausweg ab, da Toninellis Fünf-Sterne-Bewegung eine von der Kommunalregierung favorisierte Lösung blockiert. Dem Verkehrsminister schweben Terminals außerhalb der Lagune vor - wie diese jedoch zu bauen sind, ist fraglich.

Die Stadt Venedig jedoch bevorzugt eine Anlegestelle im Industriehafen von Marghera, der aber erst noch ausgebaut werden müsste. Umwelt- und Kulturschützer wollen die Kreuzer komplett aus der Stadt verbannen, denn der Bau neuer Kanäle und Fahrtrouten gefährde auch das sensible Gleichgewicht in der Lagune.

Umweltverbände und selbst der Bürgermeister Luigi Brugnaro hatten von der Unesco gefordert, Venedig auf die Liste der gefährdeten Kulturgüter zu nehmen, damit sich endlich etwas bewege. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen kam diesem Anliegen jedoch bei der letzten Sitzung in Aserbaidschan nicht nach.

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