Frankreich will den Ärztemangel online bekämpfen

Frankreich will den Ärztemangel online bekämpfen
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Von Ryan Thompson & Sabine Sans
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Eine Gesundheitsreform bringt nicht die erhofften Ergebnisse. Junge Ärzte sind uninteressiert am Landleben.

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Laut Schätzungen ist jeder dritte Ort in Frankreich vom Ärztemangel betroffen. Eine Gesundheitsreform will medizinische Wüsten beseitigen und strebt eine landesweit gleichrangige Versorgung an. Besonders betroffen sind die Departments Loire und Cher: Dort gibt es auf 750 Einwohner nur einen Arzt. Ein Mangel der rund viermal so groß ist wie der nationale Durchschnitt. Die Wartezeit für einen Arzttermin beträgt etwa zwei Wochen. Saint Romain sur Cher mit knapp 1500 Einwohnern ist eine der betroffenen Gemeinden.

Medizinische Wüsten: Weite Wege zum Arzt

"Es gab eine Arztpraxis mit drei Doktoren, aber die sind jetzt alle im Ruhestand. Wir finden keinen Ersatz, wie viele andere Orte", sagt der Bürgermeister von Saint Romain sur Cher Michel Trotignin. Anwohner Loic Baugé meint: "Es ist nicht ganz einfach, in einem Ort ohne Arzt zu wohnen. Man muss mindestens zwischen 15 und 30 Kilometer fahren, um einen zu finden."

In der Nachbarstadt versucht Patrick Porton, die Lücke zu schließen. Der 55-jährige Arzt gilt im Vergleich zu Kollegen als jung. Er hat viele neue Patienten angenommen. Er erzählt: "Es ist stressig, denn mein Terminkalender ist nicht unendlich. Für mich ist Maximum, zwischen 30 und 35 Patienten am Tag zu behandeln. Mehr geht nicht."

Finanzielle Anreize locken junge Ärzte nicht aufs Land

Selbst finanzielle Anreize der gesetzlichen Krankenversicherung locken Mediziner nicht in unterversorgte Gebiete. Das neue Gesundheitsgesetz schreibt vor, dass Praktikanten sechs Monate in unterbesetzten Regionen verbringen müssen. Aber aufgrund der Überalterung der Ärzte hat sich wenig geändert: Junge Ärzte bleiben uninteressiert am Landleben.

Online gegen Ärztemangel

Aber was wäre, wenn es eine Lösung gäbe, die all diese Faktoren berücksichtigt und jede französische Stadt sofort entlasten könnte? Ein französisches Unternehmen hat genau das getan und den digitalen Doktor weiterentwickelt: Kabinen funktionieren als digitale Arztpraxen, zeigt euronews-Reporter Ryan Thompson.

H4D-Chef Dr. Franck Baudino erkklärt: "Dank des digitalen Arztes und meiner Erfindung hat der Doktor die Möglichkeit, einen Patienten - wenn nötig - persönlich zu sehen, aber wenn nicht, kann er die gleiche Behandlung auch online leisten."

Im Selbstversuch misst der Reporter nach ein paar Fragen der Ärztin am Bildschirm seine Werte wie die Temperatur selbst: Die Ärztin hört Herzschlag und Lunge per Kopfhörer ab und schaut durch eine winzige Kamera in seine Ohren. Die Diagnose wird fernmündlich gestellt und das Rezept ausgedruckt. Laut Angaben der Firma werden Besuche in den Kabinen bereits von der Krankenversicherung übernommen. Die digitalen Arztpraxen sollen in Rathäusern, Apotheken und Seniorenheimen aufgebaut werden.

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