Korruptes Skandinavien? "Integer zu Hause heißt nicht integer im Ausland"

Hafen in Island
Hafen in Island Copyright Pixabay/naturfreund
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Von Alexandra Leistner
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Im Korruptionsindikator von Transparency International stehen die nordischen Länder zwar an der Spitze, doch auch sie sind nicht frei von Geldwäsche und Bestechung.

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Die nordischen Länder werden häufig als Musterschüler angeführt wenn es etwa um Arbeitsmarkt-, Bildungs- oder Sozialpolitik geht. Das sogenannte "schwedische Modell" führt auch in Finnland, Norwegen und Dänemark, aber auch in Island zu einem weitgehend konfliktfreien Klima. So ist es nicht überraschend, dass die Länder auch im Korruptionsindikator gut abschneiden.

In der Liste, in der Länder nach dem Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption (Corruption Perceptions Index CPI) gerankt werden, sind Dänemark (Platz 2), Finnland (Platz 3), Schweden (Platz 4) und Norwegen (Platz 7) an der Spitze. Doch Transparency International weist in seinem neuen Bericht zur Lage der Korruption in der Welt darauf hin, dass es auch in den zunächst als korrekt geltende Länder Geldwäsche und Bestechung gibt - allerdings tritt sie meist im privaten Sektor und im Ausland in Erscheinung.

"Probleme an der Spitze"

"Doch Integrität im eigenen Land führt nicht immer zu Integrität im Ausland, und mehrere Skandale im Jahr 2019 haben gezeigt, dass transnationale Korruption von den scheinbar sauberen nordischen Ländern oft erleichtert, zugelassen und aufrechterhalten wird", schreibt die Nichtregierungsorganisation in ihrem Bericht.

Mehrere Skandale im Jahr 2019 haben gezeigt, dass transnationale Korruption von den scheinbar sauberen nordischen Ländern oft erleichtert, zugelassen und aufrechterhalten wird.
Transparency International

Als Beispiele führt Transparency den Skandal um Samherji, eines der größten isländischen Fischereikonglomerate, an. Durch die sogenannten " Fishrot Files" kam unter anderem zu Tage, dass das Unternehmen Bestechungsgelder an hohe Beamte in Namibia und Angola zahlte, um riesige Fischfangquoten zu erhalten.

Das Unternehmen gründete laut Transparency International Mantelgesellschaften in Mauritius, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Zypern, um Geld aus offenbar korrupten Geschäften zu waschen. Viele der Gelder sollen über die norwegische Staatsbank DNB überwiesen worden sein.

In dem Bericht wird auch der Skandal um den schwedischen Telekommunikationsriesen Ericsson erwähnt: 16 Jahre lang fließen hier Gelder für Konten in China, Kuwait, Dschibuti und Vietnam. Die Danske Bank, die größte dänische Bank, war beteilgt an der Zahlung von Bestechungsgeldern, die von der SNC Lavalin, einem kanadischen Bauunternehmen, in Libyen gezahlt wurden.

Deutschland im Korruptionsindex

"In Deutschland sollten die Transparenz bei der Parteienfinanzierung verbessert und die Regeln zur Mandatsträgerbestechung verschärft werden."

Die Bundesrepublik schneidet zum zweiten Jahr in Folge mit 80 Punkten ab (0 hohes Maß an wahrgenommener Korruption, 100 keine wahrgenommene Korruption). Damit liegt Deutschland auf Platz 9 des Rankings. Insgesamt wurde die wahrgenommene Korruption in 180 Ländern untersucht, zwei Drittel der Länder erreichten eine Punktzahl unter 50.

Den ersten Platz belegen Dänemark und Neuseeland mit 87 Punkten. Syrien, Südsudan und Somalia rangieren als fragile Staaten und Konfliktregionen auf den unteren Plätzen.

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