Platz für den Staudamm: Hasankeyf muss weichen

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Das Dorf soll schon bald in den Fluten eines Stausees versinken. Einige Bewohner, die umziehen müssen, fühlen sich benachteiligt.

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Das Dorf Hasankeyf am Ufer des Tigris im Südosten der Türkei ist ein historisch bedeutsamer Ort. Schon vor 12.000 Jahren siedelten hier Menschen. Doch schon bald soll dieser Kulturschatz im Wasser des Flusses versinken. Denn stromabwärts wird ein Staudamm errichtet.

Archäologische Stätten werden untergehen

Der Kaufmann Ekrem Yilmaz wird das Dorf bald verlassen müssen. Acht Kinder habe er zu versorgen.

"Ich bleibe so lange ich kann. Aber wenn das Wasser kommt, muss ich gehen."

Der Ilisu Damm soll ab März das Wasser des Tigris stauen, zur Stromgewinnung. Unter dem steigenden Wasserspiegel werden auch Ausgrabungsstätten verschwinden. Bisher ein Magnet für Hunderttausende Touristen im Jahr.

Neue Stadt für die Bewohner, Gebäude umgesetzt

Die Tage des Ortes sind gezählt. Die 3.000 Bewohner sollen nach Neu Hasankeyf umziehen, in eine Siedlung mit 760 identisch gebauten Häusern, 200 Wohnungen, einer großen Moschee, Krankenhaus, Schule, Einkaufszentrum und einem Museum. Einige geschichtlich bedeutsame Gebäude wurden umgesetzt. Ein Vorbild dafür mag die Rettung der Tempel im ägyptischen Abu Simbel gewesen sein. Bevor dort der Aussuan-Staudamm in Betrieb genommen wurde, hatte man die Tempel in den 1960er abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut.

In Hasankeyf war der Antiquitätenhändler Ahmet Akdeniz lange gegen einen Umzug. Dann kaufte der türkische Staat sein Geschäft und das winzige Haus - zu einem guten Preis, wie er sagt. Es sei genug gewesen für eine neue Bleibe auf160 Quadratmetern. Auch der Damm und der entstehende See werden Touristen anlocken, so meint er.

Benachteiligung bei der Entschädigung?

Einige Familien aber erzählen, der Staat habe sie nicht entschädigt. Bei der Erstellung der Bedarfslisten seien sie nicht vor Ort gewesen. So auch Nilufer Ilider.

"Was sollen wir jetzt tun? Wir haben bei den Behörden nachgefragt, aber die helfen uns nicht. Dann müssen wir eben in Höhlen in den Bergen leben, wie unsere Vorfahren."

Ob sich ihre Familie noch mit dem Staat einigen wird, ist ungewiss. Sicher ist: Wenn das Wasser kommt, werden auch die letzten Einwohner Hasankeyf endgültig verlassen müssen.

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