Zwei Jahre nach dem Kuciak-Mord wählt die Slowakei ein neues Parlament. Die Abstimmung könnte zur Protestwahl werden, die Regierung zittert.
Die Slowaken wählen ein neues Parlament. Gut vier Millionen Menschen sind aufgerufen, die 150 Sitze im Nationalrat neu zu bestimmen.
Regierungskoalition zittert
Die bisherige Drei-Parteien-Koalition aus den Sozialdemokraten von Ministerpräsident Peter Pellegrini, Nationalisten und Vertretern der ungarischen Minderheit muss Umfragen zufolge um ihre Mehrheit bangen. Nach dem Mord an dem Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova haben viele das Vertrauen in die Regierung verloren.
Als Favorit gilt die rechtspopulistische Protestpartei OLaNO des Unternehmers Igor Matovic. Sie kann laut Umfragen mit 15 Prozent rechnen. Das Kürzel steht für "Normale Menschen und unabhängige Persönlichkeiten".
Machtmissbrauch und Korruption
Der Journalist Zoltan Sido erklärt: "Die brutale Ermordung von Reporter Jan Kuciak im Februar 2018 überschattet diese Wahl auch zwei Jahre später. Damals begann so etwas wie ein Reinigungsprozess in der Slowakei, der immer mehr ans Licht brachte. So haben wir herausgefunden, dass Politik und Mafia in der Slowakei eng zusammenarbeiten.“
Vor seinem Tod arbeitete Kuciak an einer Reportage, mit der er ein komplexes Netzwerk zwischen slowakischer Regierung und italienischer Mafia offenlegte. Es soll im großen Stil EU-Agrarfördergelder veruntreut haben.
Die Wahllokale schließen um 22.00 Uhr. Mit dem offiziellen Ergebnis wird am Sonntag gerechnet.