Solidarität in Spanien: Senioren sind allein, aber nicht einsam

Solidarität in Spanien: Senioren sind allein, aber nicht einsam
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Von Jaime Velázquez
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Eine Welle der Hilfsbereitschaft trägt Ältere, Behinderte und bedürftige Menschen durch die Zeit der Ausgangssperre.

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Aufgrund der Ausganssperre wegen Covid-19 ist Madrid wie leergefegt: Keine alten Männer mehr, die in den Parks Boule spielen. Auch die Tagespflegen sind geschlossen . Das Personal soll zu Hause bleiben, um sich selbst vor dem Virus zu schützen. In Madrid sind deshalb rund 240.000 Menschen auf sich allein gestellt, sechs von zehn sind über 65 Jahre alt. Aber sie können mit nachbarschaftlicher Solidarität rechnen.

Die 32-jährige Victoria Polanco ist Architektin. Heute geht sie trotz Ausgangssperre auf die Straße, um für eine allein lebende behinderte Frau einzukaufen:

"Es ist eine freiwillige Nachbarschafts-Initiative. Wir wissen, dass diese Hilfe benötigt wird. Seit dem ersten Tag, als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde und man zu Hause bleiben musste, dachte man, uns geht es gut, aber es muss im Viertel Menschen geben, die es schwer haben."

Die Architektin gehört zu einer rund 30 Personen starken Gruppe, die sich um die Schwächsten der Gesellschaft kümmert.

Welle der Solidarität in ganz Spanien

In ganz Spanien sorgen sich Menschen um ihre Nachbarn und vor allem um alleinstehende ältere Menschen.

Die Tagespflege wurde auf ein Minimum reduziert, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Rote-Kreuz-Mitarbeiter machen täglich Hunderttausende Anrufe, um mit den Betreuten in Kontakt zu bleiben.

"Wir setzen uns proaktiv mit ihnen in Verbindung, hören ihnen zu, was sie brauchen, das ist manchmal nur ein kurzes Schwätzchen in dieser Zeit der Isolation", erklärt Dori Moreno, Chefin der Einsatzzentrale Spanisches Rotes Kreuz. "Wir klären vor allem mit den am meisten gefährdeten Personen die Zeiten ab, in denen ihre Betreuer nicht da sind. Wir müssen ihre Grundbedürfnisse wie Lebensmittel und Medikamente sicherstellen."

Direkter Kontakt wird vermieden

Die Freiwilligen achten darauf, jeglichen direkten Kontakt zu vermeiden, um sowohl sich selbst als auch die Senioren zu schützen. Die Einkäufe werden mit Handschuhen getätigt und angeliefert, die Einkaufstüten im Flur vor der Tür stehengelassen und über die Sprechanlage angekündigt, erklärt Victoria Polanco: "In dieser schweren Zeit der Einsamkeit wollen wir vermitteln, dass es hier im Viertel Menschen gibt, die da sind, wenn man etwas braucht. Zu wissen, dass es jemanden gibt, den man anrufen kann, ist sehr wohltuend."

Euronews-Reporter Jaime Velázquez vor Ort in Madrid: "Die Ausgangssperre aufgrund der Coronakrise hat die Einsamkeit vieler älterer Menschen, Behinderter und bedürftigen Personen noch verschlimmert. Die freiwilligen Helfer hoffen, dass diese Welle der Solidarität den Betroffenen eine einfache Botschaft vermittelt: Sie sind vielleicht allein, aber sie sind nicht einsam."

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