Prager Stadtbezirk holt umstrittenen Sowjetmarschall vom Sockel

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Von su
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Der sechste Prager Stadtbezirk hat das Denkmal für den umstrittenen Sowjetmarschall Iwan Konew entfernen lassen. Seit Jahren war das Standbild immer wieder Opfer von Vandalismus - wegen der Rolle des Marschalls bei der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands und beim Bau der Berliner Mauer

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Seit Jahren war es immer wieder Opfer von Vandalismus: Der sechste Prager Stadtbezirk hat das Denkmal für den umstrittenen SowjetmarschallIwan Konew entfernen lassen und will die Statue einem Museum übergeben. Man komme damit einer Entscheidung des Stadtteilparlaments nach, sagte ein Sprecher des Rathauses. Die russische Botschaft in Tschechien reagierte mit scharfer Kritik und drohte mit Konsequenzen.

RUSSEN DROHEN

Die Entfernung des Denkmals verletze den tschechisch-russischen Freundschaftsvertrag von 1993, hieß es.

Iwan Konew war im Mai 1945 maßgeblich an der Befreiung Prags von den deutschen Besatzern beteiligt. Tschechische Politiker verweisen aber unter anderem auf die Rolle des Marschalls bei der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands und des Baus der Berliner Mauer.

Deswegen hatte die Verwaltung des sechsten Stadtbezirks im vorvergangenen Jahr bereits eine Tafel an der Statue anbringen lassen, die auf diese Verstrickungen Konews hinweist. Nach den Protesten hatte sie zuerst die Säuberung der Statue verweigert und sie schließlich verhüllt.

Im September 2019 hatten mehrere hundert Demonstranten den Schutz des Denkmals gefordert, darunter auch Jiri Ovacek, Sprecher des tschechischen StaatspräsidentenMilos Zeman. Er nannte die Absperrung „absurd“ und erinnerte an die Verdienste von Konew. Konews Tochter Natalia Konewa, Leiterin der russischen Behörde für Kriegsdenkmäler, forderte, die Statue zum Schutz vor weiterem Vandalismus nach Russland zu bringen. Der Rat des Stadtbezirkes beschloss, an Stelle des Konew-Denkmals ein Mahnmal für alle Befreier Prags zu errichten. Präsident Milos Zeman bezeichnet diese Entscheidung als „Schande“, da das Denkmal auch für die sowjetischen Soldaten stünde, die bei der Befreiung Prags und der Tschechoslowakei ihr Leben verloren.

su

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